13. Februar 2025 | 

Leben in der Nachbarschaft am Suttnerpark

Feurige Predigten und mutige Bekenntnisse ziehen Menschen nicht mehr an. Der christliche Glaube sei für den Alltag vieler Menschen schlicht ohne Bedeutung.
Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Auswertung einer Erhebung zur Lage des Christentums. Die Autoren, Detlef Pollack und Gergely Rosta gehören zum Forschungsverbund „Religion und Politik“ an der Universität Münster. In ausdifferenzierten Gesellschaften, so die Studie mit dem Titel „Religion und Moderne“ (Campus-Verlag), gebe es einfach zu viele andere Möglichkeiten zur Betätigung und zur Lebensgestaltung.

Und doch bleibt für eine große Mehrzahl der Menschen die Frage nach Gott ein Leben lang ein Thema, mit dem sie nicht ganz fertig wird. Vage unbestimmte An-nahmen sind der Normalfall. Antworten werden gehört, wenn zuvor auf die Fragen der Menschen und ihre Situation eingegangen worden ist.

Was fehlt, ist Nähe zu den Menschen in Nachbarschaften oder Familien, sich dort stärker am realen Leben der Leute zu orientieren. Was in dieser Studie beeindruckend dargestellt wird, tauschte ich neulich mit einer Nachbarin am Suttnerpark aus. Und sie sah es genauso. Wir haben uns kennen gelernt, als wir gemeinsam gegen das Vorhaben eines Energieversorgers protestiert haben, den Suttnerpark wegen einer Fernwärmetrasse aufzureißen. Damals entstand die Idee des Beet-Clubs.

Wir teilen bald in guter Nachbarschaft unseren neuen Schaukasten mit ihnen. Das wird geschätzt! Wir sehen die Beete vor unserer Kirchentür. Sie bieten auch einen Ort zum Begegnen und Austauschen. Darum geht es, Menschen zu treffen, wo sie wohnen. Man hat in der Nachbarschaft wahrgenommen, dass sich unsere Gemeinde öffnet.

Im Moment sind wir noch wenige: Claudia Sokolis, Robin Zabel und ich haben z.B. an einem Nachbarschaftsfest in den neuen Häusern teilgenommen und ganz zwanglos über Gott und die Welt mit den Bewohnern geredet. Und immer wieder: Wer wir sind.

Wir geben Menschen Raum auf der hinteren Kirchentreppe, die sonst oft verdrängt werden. Wenn wir auch ihren Lebensstil nicht teilen, dann doch das, was wir von Christus her haben: unsere Würde, geliebte Kinder Gottes zu sein.

Wir haben Kontakt aufgenommen zur Ambulanz für Entzugsbehandlung an der Holstenstraße.

Wir wirken an Runden Tischen mit, u.a. mit den Behördenvertretern und der Polizei, um in Frieden den neuen Park nutzen zu können und damit der Kindergarten seine Arbeit unbefangen tun kann.

Im „Stadtteilforum Altona Mitte“ arbeite ich mit, um mitzubekommen, wo andere zu Menschen unterwegs sind und helfen wollen. Da gibt es in unserem Stadtteil Beeindruckendes. Es gilt Beziehungen aufzubauen und bereit zu sein, hinzuhören.

Wir sind noch sehr in den Anfängen. Umgekehrt: Wir laden schon lange zu uns ein, zum Winterspielplatz, einem Angebot, das auf Bedürfnisse der Menschen um uns herum zugeschnitten ist.

Ein anderer Zweig scheint mir sehr wichtig: In der Seniorenarbeit wird es ein Ziel sein, mit Menschen in hohem Alter, die mit ihren existentiellen Fragen sehr scheu sind, ins Gespräch über Gott in ihrem Leben zu kommen.

Dazu suchen wir den Austausch mit Altonavi, ob man eventuell bei Seniorenverbänden unser besonderes Angebot bekanntmachen kann:  Wir haben einen erneuten Anlauf unter der Regie von Daniel Kopf und Claudia Sokolis für eine „Offene Kirche“ genommen.

Zeugen der Liebe Gottes mitten in einer erschreckenden Welt. Zeugen der Auferstehung und seiner Hoffnung, die nicht aus optimistischen Prognosen stammt, das sind wir.

Und wir brauchen dafür einen langen Atem. Für Menschen heißt Glauben ja auch, die Kontrolle aus der Hand zu geben und sich auf Unbegreifliches einzulassen. Wir müssten begreifen, welche inneren Hürden Menschen nehmen müssen, um Vertrauen auf Christus einzuatmen.
In unserer Nähe? Ja – in unserer Nachbarschaftsnähe.
Gemeindeleben 3.2015

Kategorien: Ökumene und unsere Nachbarn in Altona
Schlagwörter: Bedeutung des Glaubens in der Gesellschaft, Beete vor der Kirche, Feuertonne, Lebensgestaltung, Nachbarschaftskontakte, Projekte in Altona, Religio0n und Moderne, Uni Münster Lage des Christentums, Urban Gardening
Autor: Manfred Kasemann
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