10. März 2015 | erlebt

100 Jahre Christuskirche am Suttnerpark in Altona

Der christliche Glaube hat weitgehend den öffentlichen Raum verlassen. Nur die Kirchengebäude mischen sich unübersehbar weiterhin in die Öffentlichkeit ein. So lassen wir 100 Jahre Kirchengebäude in einer wechselhaften und dramatischen Geschichte an uns vorüberziehen in der Hoffnung, dass unser Kirchengebäude als Begegnungsstätte von Menschen untereinander und Menschen mit ihrem Gott seinen Dienst in wandelnden Umständen weiter tun kann – und Menschen, auch für einen kurzen Augenblick, als sei man Gast, in einer göttlichen Wirklichkeit beheimaten kann.

Die Baptistengemeinde Altona verließ 1915 mit der Einweihung der Christuskirche ein Viertel, das das alte ursprüngliche Altona darstellte. Die Stadtväter überantworteten damals dieses Viertel seinem Schicksal: dicht gedrängt lebten die Menschen in heruntergekommenen Häusern. Das einst bürgerliche Quartier, in dem Handwerker eingeströmt waren, weil sie hier die Religionsfreiheit genossen haben, verwandelte sich seit den 1880er Jahren wegen seiner Nähe zu St. Pauli in einen Slum ( vgl. Holmer Stahncke, Altona – Geschichte einer Stadt, 2014, 219 – 221 ).

Unter dem Oberbürgermeister B. Schnackenburg versuchte man ein neues Altona aufzubauen. Das Grundstück am Holstenbahnhof war ein Teil des Sanierungsgebietes. Dort sollte eine Grünfläche zwecks Auflockerung der Wohnbebauung und für die Gartenbauausstellung frei gehalten werden, ein Schmuckplatz für das wiederbelebte bürgerliche Altona.

Und genau hier bekam die Baptistengemeinde ein Grundstück zunächst auf Erbpacht zur Verfügung gestellt. Die „Hamburger Nachrichten“ schreiben über die neue Christuskirche, sie sei ein Schmuckstück für den neuen Stadtteil am Holstenbahnhof.

Die Gemeinde war zu Geld und Ansehen gekommen: eine Kirche der feinen Leute ? Im deutschen Baptismus war dieser Bau nicht unumstritten und durch den 1. Weltkrieg mit der folgenden Weltwirtschaftskrise erwies sich der Unterhalt als eine erhebliche Belastung.

Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche in der Operation „Gomorrha“ am 25. Juli 1943 im Bombenhagel bis auf die Außenmauern zerstört.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie Ziel der flüchtenden Baptisten und Heimat der Vertriebenen. Man richtete sich im Untergeschoss ein: Leben in Ruinen. Im Mai 1957 erstand sie wieder vollständig aus den Ruinen und ist im Inneren durch den Hamburger Architekten Werner Kallmorgen das Dokument eines damals neuen kommunikativen Kirchenbaus, der etwas von den Grundüberzeugungen der Gemeinde repräsentiert und mit entsprechendem Leben gefüllt werden soll.

Eine Kirche der einfachen Leute, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung zur Einweihung.

Aus der Weiherede 1915: „Gott, der Herr, setze diese Christuskirche zum reichen Segen für alle, die hier Trost und Frieden suchen werden, … ja, zum Segen für unsere Stadt Altona !“

Eine kleine Ausstellung im Clubraum der Kirche zeigt Bilder aus der Geschichte des Kirchengebäudes und am letzten Wochenende im August wird der 100jährige Geburtstag gebührend gefeiert.