Von welcher Welt träumst Du ?
(Text und Bild stammen aus dem newsletter des Ökumenischen Forums Hafencity, den man hier abonieren kann).
Am Martin-Luther-King-Tag diesen Jahres habe ich mir die bekannte Rede des amerikanischen Bürgerrechtlers und Baptistenpastors wieder einmal durchgelesen. „I have a dream!“ Ein jährliches Ritual: Die Rede zu lesen und dann, auch als ich noch nicht in Hamburg gewohnt habe, mittags in Richtung Hamburg zu fahren, um an der MLK-Veranstaltung im Ökumenischen Forum teilzunehmen.
Für den 18. Januar diesen Jahres hatte ich mir das so einfach vorgestellt. Ich wohne seit einiger Zeit wieder in Altona. ‚Eben abends ins Forum fahren!‘ Daraus wurde leider nichts. Die Rede von Martin Luther King hat mich jedoch auch in diesem Jahr neu fasziniert. Am 20. Januar wurde in den USA ein neuer Präsident vereidigt. Die Worte, die ich am MLK-Tag gelesen habe, bekamen für mich aktuelle Bedeutung.
„Mit diesem Glauben werde ich fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, die schrillen Missklänge in unserer Nation in eine wunderbare Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln“ (Martin Luther King am 28.8.1963). Der ‚Traum‘, die Vision von Martin Luther King darf nicht zu den Akten gelegt werden!
Als ich Ende Januar bei der Wahl der neuen Pastorin des Ökumenischen Forums vor Ort dabei sein konnte – die meisten Mitglieder und ihre Stellvertreter*innen mussten per Zoom zugeschaltet werden -, habe ich kurz gezuckt, als Pastorin Maximiliane Kedaj ihre Präsentation zum Thema ‚In welcher Welt möchte ich leben‘ damit begann, dass sie sagte, sie wolle nicht von einem ‚Traum‘ reden und auch keine Utopien entwerfen. Sie sagte, dass sie genau in der Welt, die Gott ihr und uns geschenkt hat, leben und nach seinen Spuren und Möglichkeiten auch in der und für die Hafencity suchen möchte.
Pastorin Kedaj zitierte Dietrich Bonhoeffer: „Gott hasst die Träumerei; denn sie macht stolz und anspruchsvoll“. Wenn der Traum des Martin Luther King zu einer weltfremden Träumerei werden würde, ja, dann wäre wirklich äußerste Vorsicht geboten!
In Dietrich Bonhoeffers ‚Gemeinsames Leben‘ heißt es weiter: „Wer sich das Bild einer Gemeinschaft erträumt, der fordert von Gott, von dem Andern und von sich selbst die Erfüllung. (…) Weil Gott den einzigen Grund unserer Gemeinschaft schon gelegt hat, weil Gott uns längst, bevor wir in das gemeinsame Leben mit andern Christen eintraten, mit diesem zu einem Leib zusammengeschlossen hat in Jesus Christus, darum treten wir nicht als die Fordernden, sondern als die Dankenden und Empfangenden in das gemeinsame Leben mit andern Christen ein“.
Ende Januar diesen Jahres bin ich neu dankbar geworden für die Gemeinschaft der Christ*innen, die ich auch im Ökumenischen Forum erlebe. Ich freue mich auf das weitere Jahr, das noch vor uns liegt. Das Ökumenische Forum, die Hausgemeinschaft, die vielen Mitgliedskirche werden noch viele Möglichkeiten haben – und ab Sommer 2021 dann auch gemeinsam mit Pastorin Kedaj -, miteinander „aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen“, „weil Gott den einzigen Grund unserer Gemeinschaft schon gelegt hat“.
Carsten Hokema, Pastor (Christuskirche Altona, www.christuskirche.de)