Das war das Jubiläum! Berichte

Sonntag, 21.November 2021: Festgottesdienst
Auf- und wachgerüttelt werden muss Gemeinde jedoch immer – auch in Festgottesdiensten.
In ihrer Predigt wies Andrea Strübind die Gemeinde neu zu den Menschen als Ort der Gegenwart Jesu hin, über die Jesus in seinen Worten gesagt hat: ‚Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!‘.
Nach Bibelwort und Begrüßung hatten zu Anfang des Gottesdienstes Kinder aus der Kinderkirche die Gestaltung des Festgottesdienstes übernommen. Sie hatten einen Quiz über Gemeinde und Kirchengebäude vorbereitet. Dass Kinder im Gottesdienst nicht nur ‚Objekt einer Kinderbespaßung im gottesdienstlichen Rahmen‘ sind, wurde gleich zu Beginn an der Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit, mit der sich die Kinder einbrachten, deutlich.

In dem unter 2G-Regeln veranstalteten Gottesdienst wurde auch viel gesungen. Bei der Liedauswahl überwog der Dank gegenüber Gott, der durch Lieder unterschiedlicher Stilrichtungen zum Ausdruck gebracht wurde. Einen gemischten Chor gibt es in der Christuskirche seit einigen Jahren nicht mehr. Umso mehr erfreute ein kleiner ‚Spontanchor‘, der moderne Literatur vortrug und gegen Ende des Gottesdiensts die Gemeinde auch noch bei einem Lied begleitete, das insbesondere ältere Gottesdienstbesucher:Innen gerne mitsangen: ‚Wie ein Strom von oben‘.
Die Ältesten der Gemeinde, Stefan Hoyer, Reinhard Lüdecke und Wolfgang Pfeiffer, lasen im Laufe des Gottesdienstes Psalmen im Wechsel mit der Gemeinde und die Pastoren Qorban Sultani und Carsten Hokema stellten der Gemeinde eine junge Frau vor, die am 4.Advent gemeinsam mit etlichen anderen Frauen und Männern in der Gemeinde getauft werden wird. Für viele der Anwesenden war das vorgetragene und von Qorban Sultani übersetzte Taufzeugnis ebenso wie das persönliche
Nach dem Gottesdienst traf die Gemeinde sich zum gemeinsamen Mittagessen im Gemeindesaal der Christuskirche. Als sich die Feierlichkeiten gegen 15:00 Uhr dem Ende entgegen neigten, füllte sich die Kirche bereits wieder von neuem mit Geschwistern, die einen weiteren Gottesdienst gemeinsam mit Qorban Sultani feierten.
Glücklich und dankbar machten sich viele der Freunde, Gemeindemitglieder und Gäste der Gemeinde auf den Weg in ihren Alltag, um dort ‚Kirche für andere‘ zu sein.


Samstag, 20.November 2021: ‚Altona rockt‘ – ein Abend rund um die Musik
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150.Jubiläum der Gemeinde Hamburg-Altona gehörte ein Abend rund um das Thema Musik unbedingt zum Programm! Denn Gemeinde ohne Musik zur Ehre Gottes ist nicht vorstellbar. Der Titel des Abends – ‚Altona rockt!- hätte jedoch, wenn man sich nicht näher informierte, zu Missverständnissen führen können.
Zu hören war im Laufe des Abends keineswegs nur Rockmusik. Von Klassik über Liedermachertöne bis hin zu Rock- und Lobpreismusik war alles vertreten.
„150 Jahre Christuskirche bedeutet auch mindestens fünfzig Jahre Pop- und Rockmusik für Gott. (…) Dabei haben diese kurzlebigen musikalischen Blüten die Gemeindekultur und auch Werke nachhaltig beeinflusst und geprägt. Altona galt immer als traditionelle Kirche, doch Kultur- und Diskussionsforen, wie z.B. come-in bewegten über die Zeit weit mehr als nur hunderte Jugendliche zu Besuchen unserer Kirche – nicht wenige begegneten hier über die Musik und durch persönliche Gespräche Gott.“
Den letzten Beitrag des Abends trugen dann wieder die Musiker bei, die den Abend eröffnet hatten. Die Philipp-Brüder sangen ‚Kein Heiliger‘ und unterstrichen in ihrer Anmoderation deutlich, dass sie als Christen zwar ‚heilig‘ seien, aber nicht ‚heilger‘.
Als am Ende des Abends gemeinsam ‚Der Mond ist aufgegangen’ gesungen wurde, legte sich noch einmal eine nachdenkliche Stimmung über die Besucher:Innen.
Das Nachtreffen der musikalisch vielfältige Abends, der von allen Beteiligten mit Herz und musikalischem Können gestaltet wurde, fand erst spät in der Nacht im Rondell der Christuskirche ein Ende.
Der Wunsch nach Wiederholung eines solchen Abends war in den Nachgesprächen oft zu hören.
Samstag, 20.November 2021: Ein historischer Spaziergang
Friedhilde Bartels hatte gemeinsam mit Ehepaar Fleischer dafür gesorgt, dass der Tag einen schmackhaften Beginn hatte.
Historisch interessant ging es dann von ca. 10:30 Uhr bis 12:00 Uhr weiter.
Hans Rothkegel führte fachkundig und auch unterhaltsam in die Geschichte der Gemeinde ein, indem er zunächst ein paar Erläuterungen zur Entstehung der Gemeinde und dann anhand von im Gemeindesaal aushängenden Bilder der Christuskirche vor dem Krieg Hinweise zum Gebäude, zum Wideraufbau und der damit verbundenen architektonischen Ideen gab.
Auch theologische An- und Nebenbemerkungen kamen bei dem sich anschließenden ‚Vortrag im Laufen‘ in Richtung der heutigen Thadenstrasse, in der sich die zweite Kapelle der Gemeinde befand nicht zu kurz. Noch heute ziert der Schriftzug ‚Gott allein die Ehre‘ die Fassade des Vorderhauses, in dessen Hinterhof sich die ehemalige Baptistenkapelle befand.
Der nur kleine Kreis der ‚historischen Spaziergänger‘ erfuhr im Laufe des Vormittags Grundlegendes über die Gemeinde Altona. Es fehlten aber auch nicht kleine und ‚nette‘ Anekdoten, die immer wieder auch für ein Schmunzeln bei den Beteiligten sorgten.
Freitag, 19.November 2021: Der ‚Geburtstagsabend‘
Wie feiert man auf den Tag genau 150 Jahre nach der Gemeindegründung den Geburtstag einer Gemeinde? Die Christuskirche in Hamburg-Altona hat es am 19.11.2021, 150 Jahre nach dem 19.11.1871, auf eine, auf ihre Weise getan.
Zur gottesdienstlichen Geburtstagsfeier (oder war es ein ‚geburtstaglicher Gottesdienst‘?) waren knapp 30 Personen erschienen. Ebenso viele waren an den Bildschirmen zugeschaltet.
Nach einem triumphalen Intro-Video, welches an den Beginn von Kinofilmen erinnerte und die Geschichte der Gemeinde Altona ausschnitthaft in einer Minute darstellte, lasen die beiden Pastoren der Gemeinde im Wechsel acht Bibelstellen vor, die deutlich machten, dass Gemeinde und Gemeinschaft ein Geschenk Gottes sind.
Nach Gebet und dem gemeinsamen Lied ‚Herr Jesu, Grundstein der Gemeinde‘ hielt Carsten Hokema eine Andacht, in der er zum einen die Freude über den besonderen Geburtstag und zum anderen die Herausforderung, Gemeinde immer offen und ehrlich zu leben, herausstellte.
Dass die ‚tote Christenheit‘ aus dem ‚Schlaf der Sicherheit‘ geweckt werden solle, diesen Wunsch äußerten alle Anwesenden, indem sie im Abschuss an die Andacht das Lied ‚Sonne der Gerechtigkeit‘ sangen.
Harald Frey, der ehemalige Gemeindeleiter der Gemeinde und Stefan Hoyer leiteten im Anschluss den Teil des Beisammenseins, in dem es um die Zeit der Gemeinde zwischen 1933 – 1945 ging. Harald Frey erinnerte an das Schuldbekenntnis des BEFG, welches im Rahmens des EBF-Kongresses in Hamburg verlesen wurde. Im Anschluss verlas er den ganzen Text des Schuldbekenntnisse.
„Gestern (Anm.: Am ‚Geschichtlichen Abend‘ zum Jubiläum) haben wir gehört (…), dass diese Gemeinde nicht nur eine war, die geschwiegen hat, sondern in dieser Gemeinde kam es zur Mittäterschaft, kam es zur Unterstützung des Naziregimes.
Wir können und wollen uns nicht erheben über unsere Geschwister, die vor uns gelebt haben.
Wir erkennen deutlich, dass sie verführt waren, aber wir haben einen aktuellen und frischen Schmerz, ein tiefes Erschrecken über das, was möglich war in unserer Gemeinde, die wir lieben, in der wir Gott begegnen. Wir sind tief erschrocken über die Dinge und wollen heute aus der Sicht 2021 neu uns von Gott ermutigen lassen, Dinge anders zu machen.
Wir wollen in der Gesellschaft nicht schweigende oder Mittäter oder Mithelfer sein und bleiben.
Wir wollen Unmenschlichkeit nicht Sachzwang nennen.
Wir wollen nicht auf Unrecht oder Böses mit Schweigen reagieren.
Wir wollen Ausgrenzung und Hass in jeder Form entgegentreten in der Liebe Jesu Christi und in seiner Klarheit.
Wir widerstehen und widersprechen jeder Form des Rassismus, auch einem religiösem Rassismus, auch einem Rassismus, der die Herkunft die politische Ausrichtung oder die Identität eines Menschen meint.
Wir widerstehen in der Klarheit und in der Liebe Jesu Christi diesen Strömungen und diesen Geisteshaltungen.
Wir erkennen dabei, dass wir nicht gegen Menschen kämpfen, nicht gegen ‚Fleisch und Blut‘, niemals gegen Menschen, sondern dass die Kräfte des Bösen damals und auch heute die Gesellschaft verführen wollen.
Wir einen uns nur in Jesus Christus, er ist allein der Herr. In ihm sind wir einer, weder Juden noch Griechen – wie es bei Pauls gesagt wurde -, sondern einer.“
Zeugnisse, die skizzenhaft an einer Leinwand festgehalten wurden, schlossen sich an und gegen 21:00 Uhr erklang das Lied ‚Gesegnet sei das Band‘.
Der inhaltreiche aber auch abwechslungsreiche Abend wurde im Rondell der Gemeinde noch lange bei einem gemütlichen Beisammensein fortgesetzt.
Donnerstag, 18.November 2021: Ein Abend rund um die Geschichte
Gerahmt wurden die Gesprächsblöcke durch sensibel ausgewählte, passend zu den Gesprächseinheiten vorgetragene klassische und moderne Musik, die Henning Worreschk an Orgel und Klavier zu Gehör brachte.
damaligen Hamburger Welt ein und führte den Zuhörer:Innen anschaulich vor Augen, wie Menschen in der damaligen Zeit in Hamburg und in Altona lebten. Prof.Dr. Andrea Strübind verlängerte seine Aussagen in den kirchlichen Bereich, indem sie Hintergrundwissen zur Entstehung des deutschen Baptismus und der Altonaer Gemeinde vortrug.
Beiden Gästen gelang es nicht nur im ersten Block des Abends geschichtliche Fakten so zu präsentieren, dass ein lebendiges Bild der jeweiligen Zeit vor dem inneren Auge der Zuhörenden entstand.
Nachdenklich und betroffen machten die Aussagen von Prof.Dr. Andrea Strübind zum damaligen Gemeindemitglied Georg Ahrens. 1930 war er der NSDAP beigetreten und wurde Senator der Stadt Hamburg, Präsident der Staatsverwaltung und Vertreter des Reichsstatthalters und war somit unter dem damaligen Bürgermeister auf Platz zwei der Machthierarchie in der Hansestadt zu finden. Er war Mitglied der Gemeinde Hamburg Altona. 1940 bat er um Beendigung seiner Mitgliedschaft, blieb der Gemeinde aber wohl gesonnen. Und die Gemeinde ihm ….
Zitat aus dem Artikel von Prof.Dr.Andrea Strübind für die Festschrift der Gemeinde Altona: „Die Gemeinde, so ist zu vermuten, schien durch ihr prominentes Mitglied schnell bereit, sich an die neuen Verhältnisse der nationalsozialistischen Diktatur anzupassen.“ In einem anderen Zusammenhang schreibt A.Strübind in ihrem Artikel „Dies veranschaulicht, dass Ahrens trotz seiner politischen Überzeugung und seiner steilen Karriere in der NSDAP, im Zuge derer er auch Gruppenführer der SS wurde, für die Altonaer Gemeindemitglieder weiterhin als gläubiger Christ und Anwalt der Gemeinde galt.“
Erinnert wurde gegen Ende der Beschäftigung mit diesem dunklen Kapitel der Gemeindegeschichte an das von Pastor Günther Hitzemann, ehemaliger Pastor der Gemeinde Altona und 1984 Präsident des BEFG im Rahmen des EBF-Kongresses im August 1984 vorgetragene ‚Hamburger Schuldbekenntnis‘, in dem es u.a. heißt: „Wir haben uns nicht öffentlich mit dem Kampf und Leiden der Bekennenden Kirche verbunden und ebenso versäumt, eindeutig die Verletzungen göttlicher Gebote und Ordnungen zu widerstehen. Es beugt uns, dass wir als deutscher Bund den ideologischen Verführungen jener Zeit oft erlegen sind und nicht größeren Mut zum Bekenntnis für Wahrheit und Gerechtigkeit bewiesen haben. (…) Wir bitten Gott, dass wir aus diesem Teil unserer Geschichte lernen, um dadurch wacher zu sein im Blick auf die geistigen Verführungen unserer Zeit.“
Im Anschluß an den letzten thematischen Block schloss sich eine Fragerunde an.
Die Teilnehmenden waren besonders an Fragen rund um die Zeit des Nationalsozialismus interessiert.
Ein engagiertes, ehrliches und offenes Gespräch entwickelte sich zwischen den Gästen und den Teilnehmenden.
Die klare und offene Art und die zugleich eloquent vorgetragene reiche Geschichtskenntnis von Andrea Strübind und Christoph Strupp haben diesen Abend zu einem Abend gemacht, der ‚Geschichte gemacht hat‘.
Das Gehörte wird auch in Zukunft nachwirken.