Unsere Bibelstunde – ein Bibelgespräch: Wir hören aufeinander
Bibelgespräch
In GemeideLEBEN haben Annelore und Jobst von Behr, engagierte Teilnehmer der Bibelgespräche, Artikel geschrieben. Daraus veröffentlichen wir Auszüge:
„Nicht in allen Gemeinden Hamburgs, auch nicht in allen Baptistengemeinden, gibt es noch eine Bibelstunde. Aber bei uns! Und wir, die dorthin gehen, sind sehr, sehr froh darüber.
Wir bemühen uns um eine „selbstlose“ Form, dass wir nach dem Vorlesen eines Bibeltextes die späterhin so wichtige Frage: „Was hat dies Wort uns bzw. mir zu sagen?“ erst einmal hintan stellen für die Bemühung, herauszufinden, was dieser Text im Zusammenhang der damaligen Zeit und jenes Ortes den direkt Angesprochenen sagen wollte.
Auf diesem Umweg erhoffen wir, um so besser das Ziel – die Bedeutung für uns heute – zu erreichen, ohne in vielleicht sogar verführerische Missverständnisse hineinzugeraten, ohne uns nur immer wieder in eigenen Lieblingsmeinungen zu bestärken oder auch unbemerkt uns dem Zeitgeist oder Modeströmungen auszuliefern.
Wir hoffen, auf diese Weise uns wirklich unserem Herrn zu öffnen. Natürlich lesen und vergleichen wir auch immer ver-chiedene Übersetzungen, z. B. Luther, „Die Gute Nachricht“, „Hoffnung für Alle“ … Darüber hinaus sind wir uns alle darin einig, dass ein großer Gewinn der „Stunde mit der Bibel“ für uns darin besteht, die Bibel gemeinsam, zu mehreren so intensiv zu betrachten. Es ist äußerst anregend und befruchtend, Gesichtspunkte anderer zu erfahren und erläutert zu bekommen. Unsere eigene Sicht wird dadurch sozusagen plastischer und auch reicher“.
Hier nun kurz noch ein Beispiel für unsere „selbstlose“ Bibelarbeit… So gelangen wir von dem uns sehr fremd anmutenden Problem des Götzenopferfleisches im 1. Korintherbrief zur Frage des Verhältnisses von Freiheit und Liebe für den Christen, und das ist dann die Frage, die wir auch kennen. Jetzt und erst jetzt können wir uns auf eine mögliche Anwendung für uns selber besinnen… Da mag es darum gehen, ob wir aus Liebe zu einem Mitchristen dazu bereit wären, einen Verzicht zu leisten. Vielleicht fällt Ihnen, lieber Leser dieser Zeilen, noch eine andere Anwendung ein. Es würde uns freuen, Sie als Teilnehmer unserer „Stunde mit der Bibel“, immer mittwochs um 19.30 Uhr, hinzu zu gewinnen, und damit auch Ihre Anregungen mitbedenken zu können bei unserem Abenteuer, gemeinsam den Liebesbrief unseres Gottes an uns zu lesen und immer besser zu verstehen. Annelore von Behr in GemeindeLEBEN 3.1999
„Warum sagt der auferstandene Jesus zu Maria: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater!“ (Johannes 20), während er die versammelten Jünger auffordert, ihn anzufassen (Lukas 24)? Der aufmerksame Leser der Bibel stößt in der Osterzeit leicht auf solch eine Frage, und da ist es gut, wenn in unserer „Stunde mit der Bibel“ gemeinsam nach einer Antwort gesucht werden kann. Aber auch vor wichtigeren Fragen steht man allein oft hilflos da. In den letzten Monaten studierten wir ja gemeinsam die Urgeschichten. Dort sagt Gott zu Noah: „ Wer einen Menschen tötet, der soll auch von Menschenhand sterben.“ (1. Mose 9, 6). Heißt dieses Gebot nun, dass wir Christen uns für die Wiedereinführung der Todesstrafe einsetzen sollen, um dem Willen Gottes nachzukommen?
Der Friedensbund mit Noah und der gesamten Menschheit ist doch durch den von Jesus gestifteten Neuen Bund nicht hinfällig geworden! Im Austausch über diese Fragen wurde mir deutlich, dass es Gott in dem obigen Gebot in erster Linie um den Schutz des für ihn kostbaren Lebens des einzelnen Menschen geht. Wenn es heute andere und vielleicht wirksamere Möglichkeiten gibt, das menschliche Leben (auch der Täter) zu schützen, so sollen wir diese fördern.
Im gemeinsamen Überdenken solch wichtiger Fragen hilft uns besonders, dass unser Pastor uns wertvolle Informationen zur Entstehung und zum geschichtlichen Hintergrund dieser Texte geben kann. Auch vergleichen wir oft verschiedene Übersetzungen miteinander und gewinnen daraus ein differenziertes Verständnis des Textes. Dass unser Pastor die Ursprachen Griechisch und Hebräisch kennt, ist besonders hilfreich, wenn es um schwer verständliche und mehrdeutige Textstellen geht.
Ich bin auch froh darüber, dass ich mich darin üben kann, genau auf die Beiträge der anderen Gesprächsteilnehmer zu achten, weil sie oft überraschende Aspekte enthalten, auf die ich selbst nicht gekommen wäre.
Aber unsere Zusammenkunft hat nicht nur das Ziel des gemeinsamen Gespräches. Vielmehr wollen wir dies im letzten Teil in ein Gespräch mit Gott einmünden lassen. Ich freue mich, dass unser Gesprächskreis in den letzten Jahren immer größer geworden ist und dass auch viele Männer regelmäßig daran teilnehmen“. Jobst von Behr in GemeindeLEBEN 2.2003