13. Januar 2020 | erlebt

Da is‘ was los!

Chronik eines Sonntags!

Die Christuskirche in Altona erlebt ganz unterschiedliche Tage.
Das ganze Jahr über geht es Woche für Woche recht alltäglich zu. Einige Gemeindegruppen treffen sich in den Räumen, Musiker proben, die afghanische und ghanaische Gemeinde trifft sich zu Gebets- oder Bibelstunden, Chöre üben und auch der Vorstand trifft sich regelmäßig, um die Geschicke der Gemeinde zu bedenken.

Und dann gibt es Tage, an denen die Christuskirche aus allen Nähten zu platzen scheint. Sonntag, der 12.Januar 2020 war ein solcher Tag.

Morgens gegen 9:30 Uhr wurden die Haupttüren der Kirche geöffnet. Kurz danach trafen die Musiker ein, die noch einmal für den Gottesdienst proben wollten.
Schon nach wenigen Minuten hörten ihnen die ‚Gottesdienstfrühkommer’ bei der Probe zu.

Gemeindestunde

Gegen 10:15 Uhr kamen dann vermehrt Gottesdienstbesucher in die Kirche und pünktlich um 10:30 Uhr begann der Gottesdienst mit etwa 100 Besuchern.
Bis 11:30 Uhr wurde Gottesdienst gefeiert. Direkt im Anschluss fand eine kurze und knackige Gemeindestunde statt, in der es einerseits um Formales und andererseits um die Aufnahme eines neuen Gemeindemitglieds ging.

Noch während die Gemeindestunde im Gange war, sah man neue Besucher im Foyer der Kirche auftauchen: Die Techniker einer Chorprobe, die mit 400 Sängern den ganzen weiteren Tag in der Christuskirche stattfinden sollte, schleppten bereits ihr Equipment in den Kirchenvorraum.

Durchmischt wurde die Techniktruppe von einzelnen Mitgliedern der Amazing Grace Baptist Church, die auf dem Weg zu ihrer Gemeindestunde waren. Diese fand aufgrund der Belegung des Gottesdienstraumes im hinteren Teil der Kirche statt.
Von 12:00 bis gut 16:00 Uhr  war der Jugendraum mit etwa 50 Mitgliedern der ghanaischen Gemeinde belegt. Nebenan im Kaminraum traf sich die Kindergruppe der Gemeinde mit etwa 20 Kindern. Clubraum und Kaminraum waren bis zum Anschlag gefüllt.

Kaum war die Gemeindestunde im Kirchenraum beendet, fingen die Techniker des 400-Mann- und Frau-Chores an, ihre Ausrüstung aufzubauen. Gemeindemitglieder auf dem Weg ins Erdgeschoss (im Rondell stand der heißersehnte Kaffee schon bereit) mussten einen Slalomlauf zwischen Kabeln, Kästen und Künstlern absolvieren.

Eine kleine Arbeitsgruppe der Gemeinde, die sich um ein neues Konzept für Licht und Ton im Gottesdienstraum kümmert, musste seinen Tagungsort aufgrund der zunehmenden Aktivitäten im Gottesdienstraum spontan verlegen.

In den nahegelegenen Clubraum konnte man nicht ausweichen. Denn dort hatten sich inzwischen etwa 30 Teilnehmer des afghanischen Gottesdienstes versammelt.
Letzter ruhiger Zufluchtsort für die Arbeitsgruppe wurde der Raum hinter der Orgel, der zwar kühl war, der aber auch für einen klaren und ruhigen Kopf bezüglich der Planungen sorgte.

Gegen 13:30 Uhr nahm das Gewusele in der Kirche nochmals zu.
Knapp 400 SängerInnen des Chormusicals ‚Martin Luther King’, welches am kommenden Wochenende in Hamburg aufgeführt wird, fluteten die Kirche.

Chorprobe Martin Luther King

Während die Amazing Grace Baptist Church im Clubraum tagte, ihre Kinder im Kaminraum unter Schach gehalten wurden, die Küche für Kaffee- und Teezubereitungen der afghanischen Gemeinde und Essensvorbereitungen für ‚Amazing Grace’ belagert wurde und während im Clubraum orientalische Klänge der Afghanischen Gemeinde erklangen, tönte es dann ab 14:00 Uhr auch noch im Gottesdienstraum aus 400 Kehlen und Seelen in deutscher und englischer Sprache.

Gegen 14:30 Uhr musste das passieren, was passieren musste.
Allem Anschein nach war die Stromversorgung kurzzeitig überlastet. War es das zusätzliche Mikro im Gottesdienstraum, das Licht bei ‚Amazing Grace’, der Overheadprojektor bei den Afghanen, der Wasserkocher in der Küche  oder schlicht und einfach der Lichtschalter im ständig belagerten Toilettentrakt unter dem Clubraum, der zum Stromausfall führte?

Amazing Grace Baptist Church

Kurz war die Aufregung groß. Das Problem ließ sich innerhalb einer Viertelstunde lösen. Und alle Gruppen konnten munter weiter üben, weiter tagen, weiter loben und weiter kochen.

Ab 16:00 Uhr leerte sich die Christuskirche Schritt für Schritt. Erst verabschiedeten sich die Afghaner und Iraner, dann die Ghanaer und schließlich gegen 20:30 Uhr die Musiker von ‚Martin Luther King’.

Gegen 21:00 Uhr am Sonntagabend stand die Christuskirche still und stumm mitten in Altona. Es schien geradezu so, als wäre in dieser Kirche nie etwas los.
Die neue Woche kann beginnen. Ganz alltäglich.

Jedoch: Ganz alltäglich beginnt sie nicht. Am Montagmorgen ist ein Filmteam in der Christuskirche zu Gast. Es geht um die bis heute andauernden Folgen des ‚Feuersturms’ von 1943. Auch die Christuskirche war 1943 zerbombt worden und größtenteils ausgebrannt.

Dass 77 Jahre später wieder so viel Leben in der Christuskirche blüht, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ‚Geschenk des Himmels’.