Zum Holocaustgedenktag, 27.1.2020
Worte, die Pastor i.R. Roland Fleischer am 26.1.2020 an die Gottesdienstgemeinde in Hamburg-Altona, Christuskirche, gerichtet hat (es folgten gedenkende Stille und Gebet; Bild: (c)unsplash/davide ragusa ):
Dieser Sonntag ist der Tag vor dem Holocaustgedenktag morgen am 27.1. Es ist der 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Auch diesen Gedenktag wollen wir nicht vergessen.
Das Konzentrationslager Auschwitz steht für den millionenfachen Mord an jüdischen Menschen durch Deutsche. Darum ist es ein schwieriger Gedenktag für uns und es ist nicht leicht, das in Worte zu fassen, was geschehen ist. Dennoch wollen wir erinnern. Erinnern an die jüdischen Opfer, zu denen auch Baptisten jüdischer Herkunft gehörten.
Wir wollen erinnern, dass es eine weit verbreitete Judenfeindschaft gab, Jahrhunderte alt. Sie machte uns Christen unfähig, der rechtlichen und sozialen Ausgrenzung jüdischer Menschen zu widerstehen. Diese Ausgrenzung führte zu den unvergleichlichen Verbrechen am jüdischen Volk. Wir erinnern daran mit Scham und Trauer und bemühen uns heute um ein neues Verhältnis zu Israel und den jüdischen Mitbürgern. Sie sind und bleiben Gottes ersterwähltes Volk.
Wir erinnern auch an die sieben Baptisten jüdischer Herkunft, die im Holocaust ermordet wurden. An Adele Rühl, geb. Weintraub, z.B., aus der Gemeinde Hamburg-Eimsbüttel. Einige Monate war sie im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Von dort bekam Familie Pusch noch ein Lebenszeichen von ihr. Im März 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Und an Elly Krimmer, aus der Gemeinde Bremen, Hoffnungskirche. Sie feierte am Vorabend ihrer Deportation mit dem Gemeindepastor noch das Abendmahl und er begleitete sie persönlich zur Sammelstelle. Im November 1941 wurde sie über Hamburg nach Minsk deportiert und dort im Ghetto im Juli 1942 ermordet.
Wir erinnern an den Holocaustgedenktag, weil wir der Judenfeindschaft / dem Judenhass von heute widerstehen und widersprechen wollen. Wir stellen uns an die Seite der jüdischen Mitbürger.