7. April 2020 | erlebt

Medien! Eine Andacht von H.Worreschk

Liebe Leserin, lieber Leser,
wie gut, dass wir unsere Medien haben, die uns zeitnah und überwiegend seriös über die aktuelle Lage informieren. Gestern und heute fiel mir auf, dass wieder für Meldungen Raum ist, die nicht oder nur indirekt mit der Pandemie zu tun haben. Das zeigt zum einen, dass wir uns inzwischen mit dem Ausnahmezustand arrangiert haben (nicht immer angenehm, aber muss ja); zum anderen sehe ich darin den Wunsch, ja die Sehnsucht nach Normalität, nach den bisher so selbstverständlichen Freiheiten des täglichen Lebens.

Eingermaßen schockiert haben mich dagegen zwei Meldungen im Holsteinischen Courier von heute, und zwar ausgerechnet aus dem christlichen Raum:

Der schweizerische Weihbischf Marian Eleganti hat „die Entscheidung seiner Bischofkonferenz kritisiert, wonach wegen Corona die Weihwasserbecken zu leeren und die Mundkommunion [das Austeilen der Hostien beim Abendmahl] einzustellen seien. Eleganti hielt dagegen, dass die Kommunion heilig sei und er fest mit dem Wunder der Nichtansteckung rechne.“ (HOC S. 13 Politik1, Kommentar). Wie naiv kann ein Mensch, auch ein Christ, eigentlich sein?

Und der populäre Peter Hahne, ehemals ZDF-Moderator, fordert, dass die Kirchen zu Karfreitag und Ostern öffentliche Gottesdienste anbieten dürften und sollten, mit dem gebotenen Sicherheitsabstand der Besucher zueinander. Hahne sieht den „Markenkern“ von Kirche bedroht (was ist dieser „Markenkern“ eigentlich?) und diffarmiert Gemeinden, die schon vor dem staatlichen Versammlungsverbot ihre öffentlichen Gottesdienste eingestellt haben: das sei „vorauseilender Gehorsam“ (ebda. Artikel „Hahne: Kirchen…“) Dieses Schlagwort – das obrigkeitshörige Menschen u. a. während der Nazi-Diktatur zur Verteidigung ihrer Willkürakte gebraucht haben – auf Gemeinden anzuwenden, die aus Vorsicht vor Infektionen und Rücksicht auf ihre Besucher ihr Gebäude schließen, finde ich absolut unangemessen und unverschämt.

Christliche Zivilcourage zeigt sich weder in ängstlicher Anpassung an aktuelle Lebensstile und Formate, noch in einer Fundamentalopposition gegen den „Zeitgeist“. Ich finde die Haltung des anderen „Peter“ wesentlich geistlicher und konstruktiver:

Ordnet euch um des Herrn willen allen Institutionen unter, die in dieser Welt Macht ausüben – sowohl dem Kaiser, der das höchste Amt bekleidet, als auch den Gouverneuren, die von ihm eingesetzt sind und deren Auftrag es ist, die Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen und denen die Anerkennung auszusprechen, die tun, was gut und richtig ist. Denn Gott will, dass ihr durch ein vorbildliches Verhalten das törichte Gerede derer zum Verstummen bringt, die euch aus Unwissenheit verleumden.

Ihr seid freie Menschen. Doch missbraucht eure Freiheit nicht als Deckmantel für Böses, sondern zeigt ´durch die Art und Weise, wie ihr mit eurer Freiheit umgeht,` dass ihr Diener Gottes seid: Begegnet allen Menschen mit Achtung, liebt eure Glaubensgeschwister, habt Ehrfurcht vor Gott, achtet den Kaiser! (1. Petrus (!) 2, 11-17).

Damit ist keineswegs einem kritiklosen Gehorsam gegenüber dem Staat das Wort geredet. Auch wir Christen sind zu zivilem Ungehorsam aufgerufen, wenn er not-wendig ist. Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29).

Bleibt bewahrt, bleibt in der Spur Jesu. Ihr seid die Gesegneten des Herrn (Ps 115,15).

Henning Worreschk