23. April 2020 | erlebt

HAPPY BIRTHDAY! Heute vor 186 Jahren wurde die erste Baptistengemeinde in Deutschland gegründet

Am Mittwoch, dem 23.April 1834 wurde die erste Baptistengemeinde in Deutschland gegründet.

„Das Werkzeug, welches der Herr sich ersehen hatte zur Gründung dieser Gemeinde, ist (…) Herr Johann Gerhard Oncken.“
Wer ein wenig mehr über die Anfangsjahre der Baptistengemeinde(n) erfahren möchte, der wende sich an Historiker, die sich auskennen. Z.B. an Prof. Dr. Martin Rothkegel, ein ‚Kind‘ der Gemeinde Hamburg-Altona. In diesem kurzen und übersichtlichen Artikel beschreibt er die Pionierjahre des deutschen Baptismus.

Die Christuskirche Altona gratuliert ihrer Nachbargemeinde, der Ev-Freik.Gemeinde Hamburg, Oncken-Gemeinde, zu diesem Tag und wünscht fröhliches Feiern!

Hier geht es zum Geburtstagsvideo der Johann-Gerhard-Oncken-Gemeinde

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Zur Geschichte ‚Oncken und Altona‘

Die Gemeinde Hamburg-Altona hat so ihre ganz eigene Geschichte mit dem Gründer des deutschen Baptismus erlebt.
Dieses Kapitel der Kirchengeschichte ging als „Hamburger Streit“ in die Bücher ein.

Günter Balders schreibt dazu:

„Der Zwist entzündete sich, als die in Altona wohnenden Glieder sich als Gemeinde verselbstständigen wollten. Juristisch bestand die Gemeinde im vormals dänischen Altona schon seit 1867, existierte aber faktisch nach dem Willen des Ältesten Oncken nur als Station, so dass man zum Beispiel nicht unter sich  zur (Abend-)Mahlfeier zusammenkommen durfte.
Da dort (in Altona) viel bessergestellte Mitglieder lebten, ging es nun auch darum, die Finanzkraft der verschuldeten Gemeinde Hamburg zu erhalten.

Hinzu kamen aber teilweise schon jahrelang schwelende innere Probleme in der Gemeinde.

Oncken übte als Ältester ein nachgerade autokratisches Regiment aus, ohne ihn lief nichts, durfte auch nichts laufen. Da er jedoch wegen seiner vielen Reisen häufig sehr lange abwesend war, fehlte es vor allem an kontinuierlicher Seelsorge, die auch der ihm völlig unterstellte Prediger bei der Fülle zu haltenden Versammlungen und die Diakone nicht zu leisten vermochten, zumal Oncken sie faktisch als „Diener“ des Ältesten betrachtete und nicht an der Gemeindeleitung beteiligte.

In seinen Augen kam es eine Revolution gleich, dass am 5. November 1871 ein Großteil der Mitglieder nach einer von Oncken für beendet erklärten Gemeindeversammlung unter dem Vorsitz von Jakob Braun zusammenblieb. Braun war als Onckens Mitarbeiter im Verlag zugleich Sekretär des Bundes! Daraufhin löste Oncken am Tag danach kurzerhand die Gemeinde auf!
Wer weiterhin zu ihr zählen wollte, musste sich schriftlich bei ihm melden – die 148 Altonaer blieben draußen.
Die nicht-hamburgischen Ordnenden Brüder des Bundes G.W.Lehmann und J.Köbner, die man zu vermitteln herbeirief, konnten den Streit nicht schlichten und assistierten stattdessen am 19.November 1871 bei der Gründung der Gemeinde Altona.

Oncken jedoch informierte durch ein Rundschreiben alle Gemeinden des Bundes über „Die jüngsten Ereignisse in der Hamburger Gemeinde“ (und beklagte sich darüber hinaus beim hamburger Senat bitter über seine Brüder!).

Nun wurde aus dem lokalen Feuer ein Flächenbrand, aus einem nicht zum geringsten Teil im persönlichen Bereich liegenden Problem wurde ein Prinzipienstreit.
In über 20 Pro- und Contra-Flugschriften, zahlreichen Kommissionssitzungen, Konferenzen, Reisen und Tausenden von Briefen (3000 schrieb allein der um Vermittlung bemühte J.Wiehler) verhärteten sich die Fronten, bis endlich mit der Bundeskonferenz 1876 wieder Frieden einkehrte.“*

Es ist ganz normal, geradezu selbstverständlich, dass nach so vielen Jahren nun wirklich ‚Friede‘ ist und die beiden Gemeinden zusammenarbeiten.
Dies taten sie zum letzten Mal in einem gemeinsamen Gottesdienstprojekt im Februar 2019. Seit Mitte März 2020 gestalten die beiden Gemeinden gemeinsam mit drei anderen Gemeinden der Innenstadt – Ottensen Emsbüttel und Hamm – die Streaming-Gottesdienste.

 

 

* in: ‚Ein Herr. Ein Glaube. Eine Taufe.‘, S.39+40, Oncken Verlag Wuppertal und Kassel, 1984