Fußball. Gottesdienst. Eine Andacht von Henning Worreschk.
Am nächsten Freitag soll der Profifußball wieder starten. 1. und 2. Bundesliga nehmen den Spielbetrieb auf und setzen die unterbrochene Saison fort. Viele Fans haben die Liga schmerzlich vermisst und freuen sich wie Bolle, dass es endlich weitergeht. Und über das Fernsehen ist man ja auch ganz dicht dabei. Allerdings wird es zunächst ja wohl „Geisterspiele“ geben, Matches ohne Zuschauer*innen im Stadion. Geht das überhaupt? Den eingefleischten Fans und Dauerkartenbesitzern kann auch die perfekteste TV-Übertragung nicht das Stadion-Feeling ersetzen. Und ob die Spieler ohne die Anfeuerung der Fans zu ihrer Topform finden können?
Ich musste dabei an die Online- und Fernseh-Gottesdienste der letzten Wochen denken. Das waren ja auch „Geistergottesdienste“: nur die Ausführenden auf dem Podium – Gottesdienstleitende, Prediger*in, Musiker*innen, Techniker*innen hinter der Kamera und am Mischpult, alles mit Sicherheitsabstand oder per Video-Einspielung – aber keine feiernde Gemeinde. Ist das überhaupt ein Gottesdienst, wenn keine Gemeinde dabei ist?
Eigentlich nicht – aber erstaunlicherweise doch!
Zum einen war die Gemeinde ja dabei, zwar nicht vor Ort in der Kirche, aber über das technischen Medium (Fernsehen, Internet). Es ist schon gewöhnungsbedürftig, und keine Übertragung kann das „echte“ Gottesdienst-Feeling hautnah vermitteln. Aber andererseits bin ich dankbar für unsere technischen Möglichkeiten, die uns zumindest medial – mittelbar – ein Stück geistliche und geschwisterliche Gemeinschaft ermöglichen. Mir gefiel es besser als erwartet .
Und zum anderen ist unser Gemeinschaft nicht von technischen Medien abhängig, sondern ein Geschenk des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist führt uns ins Gebet, das bei Gott ankommt. Der Heilige Geist macht uns die Worte der Bibel lebendig und zum Reden Gottes in unsere Zeit und unsere persönliche Situation. Der Heilige Geist schenkt geschwisterliche Verbundenheit auch ohne direkten Kontakt. Viele Menschen können dankbar bezeugen: „Ich habe gemerkt, dass für mich gebetet wurde.“
So lasst uns das eine tun und das andere nicht lassen: Die technischen Möglichkeiten dankbar nutzen und für unsere Bedürfnisse optimieren – und mehr noch auf Gottes guten Geist hören, den Tröster und Lehrer, der uns die Gewissheit schenkt, dass wir Gottes Kinder sind und der uns als Kinder Gottes miteinander verbindet.
Alle, die sich von Gottes Geist regieren lassen, sind Kinder Gottes. Denn der Geist Gottes, den ihr empfangen habt, führt euch nicht in eine neue Sklaverei, in der ihr wieder Angst haben müsstet. Er hat euch vielmehr zu Gottes Söhnen und Töchtern gemacht. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: »Abba, lieber Vater!« Gottes Geist selbst gibt uns die innere Gewissheit, dass wir Gottes Kinder sind.
(Römer 8,14-16)
Bleibt bewahrt, habt Geduld, lasst Euch immer wieder Zuversicht schenken!