15. Mai 2020 | erlebt

Alles wird gut! Oder? Eine Andacht von H.Worreschk

„Alles wird gut.“ Mit diesem Satz hat die Moderatorin Nina Ruge jede Folge ihres Boulevard-Magazins „Leute heute“ beendet. Vielleicht erinnern Sie sich noch – das ist schon einige Jahre her… „Alles wird gut“ – wie geht es Ihnen mit diesem Satz, liebe Hörerinnen und Hörer? Auch und gerade angesichts der gegenwärtigen Pandemie und den Einschränkungen im öffentlichen und privaten Leben?

Vielleicht stimmen einige spontan zu und sagen: „Ja, es wird schon alles gut werden. Wir haben die Lage im Griff. Es ist nur eine Frage der Zeit – am Ende wird alles wieder gut.“ Andere teilen diesen Optimismus nicht, sondern fragen sich ängstlich: „Haben wir die Lage wirklich im Griff? Es ist alles ist so vielschichtig und so kompliziert. Wie wird das alles ausgehen? Und wieder andere, die einen schweren Weg gehen müssen, sagen: „Nein. So vieles findet ein schlimmes und böses Ende.“ – „Alles wird gut“, das ist kein Trost, bestenfalls eine Vertröstung. Wer das sagt, der muss doch entweder hoffnungslos naiv sein, oder ein menschenverachtender Spötter, ein Zyniker.

In der Bibel steht ein Satz, der ganz ähnlich klingt: Denen die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Guten mitwirken. Das steht im Römerbrief, Kapitel 8. Das klingt wie eine fromme Variante von „Alles wird gut“. Aber wenn wir genauer hinsehen,  ist da doch ein Unterschied: Alles, was geschieht, muss auch etwas Gutes bewirken, selbst wenn nicht alles gut wird. Denn Gott kann Gutes bewirken: in allem, was geschieht und durch alles, was geschieht.

Das kann man eigentlich nur ernst meinen, wenn man den Bibelvers vollständig sagt: Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Guten mitwirken. Das kann ich nur sagen, wenn ich darauf vertraue, dass der lebendige Gott alles, was geschieht, zum Guten mitwirken lässt. Wenn ich darauf vertraue, dass Gott in allen Bedrohungen und Krisen bei mir bleibt. Wenn ich darauf vertraue, dass ich Gott wichtig bin. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Guten mitwirken – das ist ein Glaubensbekenntnis. Ein steiler Satz  – aber auch ein Satz, der Hoffnung freisetzen kann: die Hoffnung, dass der lebendige Gott in meinem Leben Gutes bewirken kann und bewirken will – und auch bewirken wird. Der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel hat einmal gesagt: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal, wie es ausgeht.“

Diese Hoffnung wünsche ich Ihnen, dieses Vertrauen, dass bei Gott alles, was geschieht, einen Sinn hat, auch wenn Sie diesen Sinn noch nicht erkennen können. Und ich wünsche Ihnen die Erfahrung, dass Gott Ihnen persönlich alles, was geschieht, zum Guten mitwirken lässt. Gott segne Sie und bewahre Sie.