24. August 2021 | erlebt

26.8.2021: Radioandacht – Radio Bremen 2 – Das Telefon klingelt

Vom 23.-26. August gibt es an dieser Stelle täglich eine kurze Andacht. Das liegt ganz schlicht und einfach daran, dass der Pastor der Christuskirche in dieser Woche bei Radio Bremen 2 die Morgendandachten hält.
Die Andachten vom 27. und 28.August erscheinen dann erst in der Folgewoche auf dieser Seite.

Der Link zum Nachhören bei Bremen 2 erscheint hier!

Das Telefon klingelt. Ich nehme ab. Mein Gegenüber kommt ohne Begrüßung direkt zur Sache: „Das will ich dir jetzt aber mal sagen: Du hast bei mir jetzt zwei Minuspunkte!“ Kurz macht er seinem Ärger Luft und zack, das will er nur mal sagen, legt er wieder auf. Ich komme gar nicht zu Wort. In mir fängt es an zu grummeln, zu brodeln. Ja, er hat ja recht mit seiner Kritik. Mir war ein Fehler unterlaufen. Und der hatte Auswirkungen für ihn persönlich. Ich bin eben auch nicht perfekt, ja, meine Güte! Innerlich bereitete ich den Gegenschlag vor. Wie viele Punkte hat denn seine Skala wohl? So kann man ja wohl nicht miteinander umgehen. Ich bin ja auch nur ein Mensch! Und vor allem fiel mir ein, dass er neulich …. Ich griff zum Telefon. Und … legte es wieder beiseite.
Gegenschläge bringen einen nicht weiter. So oder so ähnlich hat Jesus das gesagt.
Ich bin im Nachhinein ganz froh, dass ich nicht auf das Freizeichen gewartet habe.
Es bringt nichts, dem Anderen mit gleicher Münze heimzuzahlen. ‚Wie du mir, so ich dir!‘ Da schaukeln sich oft nur Emotionen und Unsachlichkeiten gegenseitig hoch.
Jesus hat ein Lebensmotto ausgegeben, das mir schon manches Mal aus einer kribbeligen Situation geholfen hat. Im ersten Moment kostet es zwar Überwindung und auch einen klaren Willen, aber danach profitiert man am meisten selbst davon:

„Was ihr wollt, das euch die Leute tun, das tut ihnen auch!“
Da ich klarer und überlegter an der Tastatur als am Telefonhörer formulieren kann, habe ich dem Anrufer eine E-Mail geschrieben.
Ja, es grummelte wegen des Telefonats noch in mir, aber ich habe es meinem Grummeln nicht erlaubt, die Computertastatur zu bedienen.
Und ich habe mir beim Schreiben vorgestellt, dass ich selbst diese E-Mail bekomme und lese. „Wie ihr wollt, das euch die Leute schreiben, so schreibt ihnen auch!“
Der Anrufer und ich haben uns mittlerweile schon wieder mehrfach gesprochen.
Es ist wirklich alles wieder gut. Ende gut – alles gut?
Nein, bei mir ist leider nicht immer alles mit allen Leuten gut.
Ich bin eben auch nicht perfekt, ja, meine Güte!
Daran versuche ich mich aber möglichst oft zu erinnern:
„Was ihr wollt, das euch die Leute tun, das tut ihnen auch!“

 


Der Link zum Nachhören bei Bremen 2 erscheint hier! Der Text ist unterstehend nachzulesen.

Ich blicke verträumt von meinem Bürotisch auf. Ich schaue in den Park vor unserem Haus in Hamburg-Altona. Es ist 10:59 Uhr. Eine Person nimmt auf einer Parkbank Platz. Um Punkt 11:00 Uhr setzt sich eine andere Person daneben. Ich beobachte, wie ein Umschlag und eine Tüte  ausgetauscht werden. Um 11:01 Uhr sitzt niemand mehr auf der Parkbank.

Zu spät. Die Polizei braucht meistens zwischen 5 und 7 Minuten, bis sie vor Ort ist.
Und sie wird oft von den Nachbarinnen und Nachbarn gerufen.
In unserer Nachbarschaft wird gedealt und Drogen werden konsumiert. Die Abfälle, die hier manchmal rumliegen, sollten auf keinen Fall in Kinderhände geraten und der rüde Umgangston, der manchmal unter meinem Bürofenster herrscht, ist auch nichts für zarte Gemüter. Das Ganze ist eine herausfordernde Situation. Und ich bin mittendrin.
Seit ein paar Wochen gibt es nun einen sogenannten ‚Runden Tisch‘, um die Situation in unserem Stadtteil für alle zu verbessern.

Schon in einer Erzählung aus dem 12.Jahrhundert wird zum ersten Mal ein ‚Runder Tisch‘ erwähnt. Ursprünglich sollten damit Streitigkeiten um die besten Plätze an einer Speisetafel verhindert werden.
Zum festen Begriff für gemeinsame Gespräche, die ohne Hierarchien stattfinden, wurde der Runde Tisch erst 1989: In Polens Übergangsphase vom sozialistischen Staat zur demokratischen Republik.
Auch ich sitze jetzt an einem Runden Tisch. Er ist weniger komfortabel als mein Bürotisch. An dem sitze ich immer ganz allein. Mit meinen Gedanken und Prägungen, mit meinem manchmal mehr, manchmal weniger gelingenden Leben.
Am ‚Runden Tisch‘ begegnen mir ganz unterschiedliche Menschen. Menschen, mit denen ich einer Meinung bin. Vermutlich, weil sie so ähnlich aufgewachsen sind und leben wie ich selbst es tue.  Da sind aber auch Menschen, die mich herausfordern. Ihre Lebensgeschichte ist so ganz anders als meine. Und ihre Gedanken und Vorstellungen vom Leben sind für mich auch so … anders.
Es kostet Kraft, sich anderen Menschen mit ihren Meinungen auszusetzen und sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen. Es ist auch gar nicht so einfach, neue Wege zu finden, um gemeinsam Schritte in die Zukunft zu gehen.
Von Jesus wird gesagt, dass er sich immer mit allen Leuten an einen Tisch gesetzt hat.
Er war geradezu bekannt dafür, dass er bei allen Leuten Platz nahm und sich mit allen Leuten zusammensetzte. Das war für ihn bestimmt auch nicht einfach.
Aber vorbildlich finde ich das schon.


24.August: Die Beerdigung
Der Link zum Nachhören bei Bremen 2 erscheint hier! Der Text ist unterstehend nachzulesen.

„Du hast mich aber schön beerdigt!“
Ich war verunsichert, … und musste natürlich auch etwas schmunzeln. Ich hatte das Zimmer einer im Sterben liegenden Frau betreten. Wir kannten uns seit vielen Jahren. Als sie mich ins Zimmer kommen sah, begrüßte sie mich mit diesen Worten: „Du hast mich aber schön beerdigt!“

Nachdem ich meine Verunsicherung wieder einigermaßen unter den Füßen hatte, konnte ich der Frau antworten. Vielleicht hatte die Frau geträumt. Von ihrer eigenen Beerdigung. Und ich war eben ihr Pastor. Vielleicht war sie aber auch desorientiert, denn ihre erste Frage nach meinen zaghaften Worten waren ‚Ach, dann bin ich noch gar nicht im Himmel?‘.
Nein, das war sie noch nicht.
Ich gehe aber davon aus, dass sie jetzt bei Gott ist.
Ihr ganzes Leben lang hat sie an Gott geglaubt. Das wurde mir deutlich, als ich mit der Familie ihren Lebenslauf für die Beerdigungsfeier zusammenstellte.

Hin und wieder denke ich an diese Frau. Und es ist ein schönes und dankbares Erinnern, auch an den letzten Besuch bei ihr. Wir haben uns unterhalten. Ganz ohne die anfänglichen Verwirrungen oder Träume. Über den Himmel haben wir uns unterhalten und wie es wohl bei Gott ist. Und darüber, wie wohl die nächsten Tage und vielleicht auch noch Wochen im Pflegeheim werden. Natürlich auch über ihre Familie, die sie über alles liebte.
Und ganz unbefangen haben wir dann auch über ihre Beerdigung gesprochen.

Diese Frau konnte sich ganz gelassen über ihr Leben und auch über ihr Sterben, ja sogar über ihre eigene Beerdigung Gedanken machen. Das hat mich beeindruckt.
Der Glaube an den liebenden Gott hatte ihr Leben begleitet.
Da war es für sie ganz klar, dass der liebende Gott ihr Leben auch im und nach dem Sterben begleitet.


In der Woche vom 23.-28. August gibt es an dieser Stelle täglich eine kurze Andacht. Das liegt ganz schlicht und einfach daran, dass der pastor der Christuskirche in dieser Woche bei Radio Bremen 2 die Morgendandachten hält. Der Link zum Nachhören bei Bremen 2 erscheint hier! Der Text ist jeweils unterstehend nachzulesen.

Der Salzstreuer
Seit ein paar Wochen steht er da. Der Salzstreuer aus Frankreich. In meinem Urlaub bin ich mal wieder so richtig in eine Touristenfalle getappt. Ich hatte mir bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune riesengroße Felder zur Salzgewinnung angeschaut.
Und jede Menge Flamingos habe ich auch gesehen. Was für ein Anblick: rosafarbene Felder samt eleganter Tiere unter knackeblauem Himmel und dazu noch ein riesiger weißer Salzberg im Hintergrund der Szene.

Als ich dann all das auf einem Salzstreuer abgebildet sah, habe ich sofort zugegriffen!
Und jetzt steht er neben meinem Herd, der schöne Salzstreuer aus Frankreich.
Die abgebildeten Flamingos wirken in der norddeutschen Küche zwar etwas seltsam, aber das macht mir nichts. Beim Kochen gehen meine Erinnerungen immer wieder mal gen sonnigen Süden.

Für die Essenszubereitung verwende ich das Salz aus dem Süden allerdings nicht.
Der Streuer ist viel zu schön, das Salz war viel zu teuer.
„Wenn man Salz nicht zum Salzen verwendet, dann kann man es eigentlich auch gleich wegwerfen!“ Das hat Jesus einmal gesagt.
Kurz vorher hatte er den Leuten, die ihm nachfolgten, gesagt: ‚Ihr seid das Salz der Erde!‘.

Damit meinte er: Ihr bringt Würze in das Leben anderer Menschen. Ihr könnt für Liebe und Barmherzigkeit, für ein friedvolles Miteinander und für Gerechtigkeit sorgen.

Jesus ermutigt dazu, Würze, mehr Geschmack in das Leben anderer Menschen zu bringen. ‚Ihr seid das Salz der Erde‘, das steht für: Mischt euch ein, begleitet das Leben anderer Menschen, setzt euch dafür ein, dass anderen Menschen das Leben besser schmeckt!
Möglichkeiten dazu gibt es viele.

Ich freue mich jetzt wieder einmal auf eine Woche mit Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen. Fürs kommende Wochenende habe ich schon eine Einladung ausgesprochen.
An eine Familie, die ich bisher kaum kenne. Ich werde ihnen ein Abendessen kochen.
Dabei wird wohl auch mein französischer Salzstreuer erstmals zum Einsatz kommen.