Fotograf Jörg Gläscher. Das war ‚Schönen guten Abend‘. Ein Bericht.
Gut 30 Besucher:Innen hatten sich am 6.November ’21 abends in der Christuskirche eingefunden, um die Fotografie und die Welt des Fotografen Jörg Gläscher kennenzulernen.
Gleichzeitig machten sie dabei, da die Arbeiten des Fotografen ihn in viele Länder der Welt geführt haben, eine Reise rund um die Welt.
Mit seiner offenen Art machte es Jörg Gläscher den Teilnehmenden leicht, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt eines professionell Fotografierenden hineinzudenken,
Situationen, in denen er zur Kamera gegriffen hat gedanklich nachzuerleben und das von ihm beim Fotografieren Gedachte und Gefühlte mitzuempfinden.
Gläscher war dabei keineswegs engführend in der Erläuterung seiner Arbeiten, sondern ließ den Betrachter:Innen Freiraum für eigene Gedanken und Gefühle.
Thematisch war der Abend in vier Teile gegliedert, die jeweils eine seiner größeren Arbeiten zum Inhalt hatten: Bundeswehr, Lutherland, Der Eid und Die Welle.
Der Fotograf, der für unterschiedliche Magazine und an etlichen Projekten arbeitet und aus dessen Arbeiten schon etliche Bildbände entstanden sind, erläuterte jeweils die Entstehung, Gedanken und Arbeitsweisen bei den einzelnen Projekten. Gezeigt wurden etwa 30 Bilder seines Schaffens, die er jeweils kurz erläuterte oder kommentierte.
Zeit für Nachfragen aus dem Publikum, die auch inhaltlicher Natur bzgl. der dargestellten Themen waren, gab es auch.
Anlass des ‚Artist-Talks‘ im Rahmen von ‚Schönen guten Abend‘ war die Ausstellung Lutherland, die vom 1.-14.November in der Christuskirche zu sehen ist.
Um das technische Moment des Fotografierens ging es im Laufe des Abends nur am Rande. Den Schwerpunkt bildeten Ausführungen zu den Ideen, den fotografischen Momenten und dem grundsätzlichen Verständnis von Fotografie anhand der gezeigten Bilder. Gläscher machte auch deutlich, wie sich Fotografie in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat – von der bloßen Berichtserstattungs- und Abbildungsfotografie hin zu deutenden und jeweils individuell zu verstehenden Momentaufnahmen einzelner Situationen, die jeweils auch von den Betrachtenden interpretiert werden.
Nach anderthalb Stunden ging im Kirchenraum der Christuskirche ein lehrreicher, interessanter und zugleich persönlicher Abend zu Ende.
Der Kirchenraum wurde noch einmal voll erhellt, damit die Exponate von ‚Lutherland‘, die im kommenden Jahr auch beim Internationalen Fotofestival in Arles ab dem 4.Juli 2022 zu sehen sein werden,
betrachtet werden konnten. Erst kurz vor Mitternacht erlosch das Licht im Rondell der Christuskirche, in dem man sich viele Besucher:Innen nach dem Abend bei Wasser, Wein und Häppchen angeregt unterhielten.
Das Technikteam der Christuskirche hatte wieder einmal alles gegeben, um den Abend zu einem rundum gelungenen Erlebnis zu machen.
Zu erwähnen ist auch, dass Henning Worreschk wieder einmal an der Orgel und am Klavier brillierte und mit Jazz-,Kirchen- und Kaffeehaus-Melodien jeweils zum Inhalt der einzelnen Teile des Abends für passende Musik sorgte.
Ankündigung
‚Schönen guten Abend‘ ist ein lockeres Format rund um Kunst, Musik und Menschen! Anfang November wird der Fotograf Jörg Gläscher zu Gast sein. Ein Abend für Fotografie-Interessierte und solche, die wissen möchten, was den Fotografen Jörg Gläscher bei seinen Arbeiten bewegt. Er wird über seine Ausstellung ‚Lutherland‘, die bis zum 12.11. in der Christuskirche zu sehen ist, sprechen. Außerdem wird er Bilder aus seinem neuen Bildband ‚The Oath‘ vorstellen und über seine aktuellen Projekte sprechen. Einen Einblick in das Leben eines Fotografen, der an vielen Orten ausgestellt hat und nächstes Jahr in Arles dabei sein wird, gibt es ganz nebenbei.
(2G-Veranstaltung, der Eintritt ist frei und ab ca. 20:15 Uhr kann man den erst des Abends gemütlich beisammen sitzen … .)
Die Ausstellung ‚Lutherland‘
zeigt Momentaufnahmen eines gelebten Glaubens und lädt ein zum Dialog über die religiösen Wurzeln der Werte, die für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft wichtig sind.
2017 wurde das Reformationsjubiläum gefeiert. 1517 erschütterte Martin Luther mit seinen 95 Thesen die Macht der katholischen Kirche und löste eine grundlegende Veränderung des christlichen Glaubens aus. Die von Luther ausgehende Reformation ist jedoch keine innerreligiöse Bewegung geblieben, sie hat vielmehr eine bis heute anhaltende gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung gewonnen.
Die Reformation prägt nicht nur das Zusammenleben kirchlicher Gemeinden, sondern auch den Alltag in allen Teilen Deutschlands, Europas und vielen Regionen der Welt. Geografischer Ausgangspunkt dieser Bewegung war die Region Mitteldeutschland, in der Religion heute für weite Teile der Bevölkerung keine Rolle mehr spielt: Im „Lutherland“ stehen Kirchengebäude leer, Kirchenaustritte übersteigen die Anzahl der Eintritte, in Leipzig findet das deutschlandweit größte Wave-Gotik-Treffen statt, während profane ausländerfeindliche Gruppierungen wie Pegida im Namen eines christlich-jüdischen Abendlandes wöchentlich durch Dresden und andere Städte marschieren.
Vor diesem Hintergrund ist der Leipziger Fotograf Jörg Gläscher durch das Kernland der Reformation, aber auch durch andere Regionen Deutschlands gereist. Er hat sich auf die Suche nach der Präsenz des christlichen Glaubens begeben und ist dabei den Menschen und Landschaften begegnet, in denen Luthers Ideen lebendig geblieben sind. Mit seiner Kamera begleitete er eine Leipziger Konfirmandengruppe ebenso wie die Bischöfin von Magdeburg, einen Gottesdienst im Hamburger Hafen und die Beerdigung von Helmut Schmidt, Besucher der Dresdener Frauenkirche oder das Christival in Karlsruhe und viele weitere Stationen. Gläschers Fotografien betrachten die Praxis und den Alltag des Glaubens aus einer aufmerksamen Distanz und mit kühler Sympathie. Sie halten Momente von Innerlichkeit und Kontemplation fest, aber auch Situationen der Solidarität und Gemeinschaft.
Der Fotograf
Jörg Gläscher ist ein deutscher Fotograf, der im Bereich Dokumentarfotografie und Fotojournalismus tätig ist. Er arbeitet an langfristigen Fotoprojekten zu sozialen und politischen Themen.
Dabei behandelt er Themen wie die Nachwirkungen des Krieges in Bosnien-Herzegowina (‚Antifragil‘), den Wandel der deutschen Streitkräfte (‚Der Tod kommt später, vielleicht‘), den christlichen Glauben in Deutschland (‚Lutherland‘) und Gewaltenteilung in demokratischen Staaten weltweit ( ‚Der Eid/the oath‘). Jörg Gläscher wurde vom Stern-Magazin Hamburg mit Langzeitprojekten zu den Hells Angels, der Bundeswehr und zu verschiedenen Aspekten der Transformation der ostdeutschen Gesellschaft beauftragt.
Jörg Gläscher ist bekannt für seine komplexe Bildsprache und deren visuelle Transformation von politischem und sozialem Storytelling.
Seine Arbeiten werden häufig veröffentlicht und ausgestellt. Aufgrund seiner redaktionellen Aufgaben und seiner persönlichen Projekte hat er fünf Bücher veröffentlicht.
Seine Ausbildung absolvierte Jörg Gläscher an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er war Lehrbeauftragter an der Hochschule Hannover und an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Berlin.
Samstag, 6.November, 19:00 Uhr: ‚Schönen guten Abend‘
mit dem Fotografen Jörg Gläscher. Ein Abend für Fotografie-Interessierte und solche, die wissen möchten, was den Fotografen Jörg Gläscher bei seinen Arbeiten bewegt. Er wird über seine Ausstellung ‚Lutherland‘ und seine aktuellen Projekte sprechen und einen persönlichen Einblick in den Alltag eines Profi-Fotografen geben. (2G-Veranstaltung)