Bremen2 Radioandacht zum Nachhören und Nachlesen Heute: Audio statt Video
Hier geht es zum Nachhören der Andacht auf Radio Bremen2
Ich sehe zu viel! Und jetzt kann ich einfach nicht mehr. Ich kann es einfach nicht mehr sehen! Ich bin überhaupt nicht der Typ, der ständig ins Kino geht, Filme im Fernsehen guckt oder der sich Videos im Internet anschaut. Wenn ich frei habe und es irgendwie ermöglichen kann, dann bin ich in der Natur, am liebsten am Nord- oder Ostseestrand. Da sieht man gleichmäßige Weite, ruhige Bilder und meist sanfte natürliche Farben.
Und dann das: Seit einem Jahr kann ich seltener raus an die Luft und ebenso lange flimmert es fast ständig vor meinen Augen. Nicht nur, dass ich sowieso tagsüber oft auch am Bildschirm arbeite, nein, jetzt kommen auch noch Gruppentreffen, Arbeitsmeetings und sogar Online-Gottesdienste am Bildschirm dazu. Natürlich war das auch selbstgemacht, dass ich das viele Sehen jetzt satt habe. Statt abends raus zu gehen, habe ich eine zeitlang das gemacht, was wohl viele gemacht haben.
Ich bin gemeinsam mit meiner Frau zum Serien-Seher geworden. Im vergangenen Jahr hat sich meine durchschnittliche Zeit vor dem Bildschirm mindestens verdoppelt, wenn nicht verdreifacht. Und da ist ja nicht nur der Fernseher und der Bildschirm. Relativ regelmäßig informiert mich mein Smartphone, dass meine ‚Kontakte‘ mir irgendwelche Clips, Videos, Bilder oder Kurznachrichten geschickt haben. Eben mal zwischendrin draufblicken und anschauen.
Im Moment sehen meine Augen echt zu viel. Das macht mich unruhig und lässt mich weniger konzentriert sein.
Ich habe für mich ein Medium neu entdeckt. Statt ‚Video‘ heißt es bei mir in letzter Zeit immer öfter ‚Audio‘. ‚Video‘ und ‚audio‘ heißt auf deutsch ‚ich sehe‘ und ‚ich höre‘. Ich höre wieder öfter hin. Auf dem Sofa nehme ich Platz, mache die Augen zu und höre zum Beispiel einfach Radio. Oder ein Hörbuch. Oder einen Vortrag, eine anregende Unterhaltung zu einem interessanten Thema oder auch mal eine Predigt. Ich merke, wie ich dadurch ruhiger und entspannter werde. Die Bilder zum Gehörten entstehen in mir selbst oder ich ‚sehe‘ einfach auch mal nichts. Dann ist das Hören noch viel intensiver.
Im jüdischen und im christlichen Glauben hat das Hören einen hohen Stellenwert. Das liegt wohl auch daran, dass man in Glaubensdingen manchmal wirklich nicht viel ‚sehen‘ kann.
An einem Wort, das man hört, kann man sich aber geradezu festhalten. Der Apostel Paulus formuliert sogar: ‚Der Glaube kommt vom Hören.‘ Er denkt dabei besonders ans Hören von Worten, die Jesus Christus gesagt hat. An denen kann man sich festhalten.
„Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir.“
„Habt keine Angst!“, „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“.