16. Mai 2023 | erlebt, Start-News

Christuskirche erhält Preis von ‚Andere Zeiten e.V.‘ – Ein Bericht und die Laudatio

Am Donnerstag, dem 4.Mai 2023, war es soweit: Fünf Leute aus der Christuskirche waren in Hamburg-Ottensen bei Andere Zeiten e.V. zu Gast, um den Missionspreis 2023 für unsere Gemeinde entgegenzunehmen.
Drei Stunden lang wurde gefeiert. Reden. Stößchen, Bilder machen, gutes Essen und jede Menge freundliche Worte erfüllten die geschmackvoll eingerichteten Räume von Andere Zeiten e.V. in der Donnerstrasse.

 

Hier der Text von Andere Zeiten e.V. :

Bild © Nicole Malonnek/Andere Zeiten

»Raus aus der Komfortzone« Wie gelingen Begegnungen mit Kirchen- und Glaubensfernen? 34 Initiativen haben sich um den Andere Zeiten-Missionspreis 2023 beworben und mit ihren Ideen Antwortmöglichkeiten auf diese Frage aufgezeigt. Drei Projekte wurden von der Jury als Preisträger ausgewählt.

Den ersten Preis und 7000 Euro gewinnt die evangelische Kirchengemeinde Jerchel im Kirchspiel Nitzahn für die »Fahrrad- und Kulturkirche Jerchel«. Eine verlassene, historische Waldkapelle aus Kleinwudicke wurde nach Jerchel in Brandenburg umgesiedelt. Die Initiative konnte 16 Kooperationspartner und EU-Fördermittel gewinnen und das Dorf Jerchel freut sich nach fast 40 Jahren wieder über eine Kirche. Die Lage an drei Radwegen und die vielen engagierten Kooperationspartner sorgen für vielfältige Angebote vor Ort.

Einer der beiden mit je 4000 Euro dotierten zweiten Preise geht an das Projekt »FIREAbend« in Hamburg-Altona. Die Gemeindemitglieder der Christuskirche moderierten erfolgreich mehrere »Runde Tische« mit Anwohner:innen zu Problemen im Quartier. Später entwickelte das Team daraus einen Begegnungstreff im Park: Bei Lagerfeuerabenden kommen Nachbar:innen und Gemeindemitglieder zusammen.

 

»Spirit & Soul« aus Berlin erhält einen weiteren zweiten Preis. Digitale Entdeckungswege und ungewöhnliche Orte wie Yogastudios laden die überwiegend jungen Teilnehmenden ein, ihren Ressourcen für den Umgang mit Krisen und dem Handeln für eine gerechtere Welt nachzuspüren. Erfahrungen teilen, Spiritualität erforschen, Fragen stellen und Antworten suchen – das können die Teilnehmende bei Spirit & Soul erleben.

Bild © Nicole Malonnek/Andere Zeiten

Und hier die Laudatio auf  FIREAbend von Dr.Christian Sauer:

Zufall oder Fügung? Diese beliebte Frage könnte man angesichts eines beeindruckenden Projekts der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Christuskirche Altona stellen. Alles begann nämlich mit einem Problem, das zufällig in der Nachbarschaft der Kirche auftrat: Ein Park, der Bertha-von-Suttner-Park, wurde zum Aufenthaltsort von Wohnungslosen, Drogendealern und Drogenkonsumenten. Dass diese von anderswo verdrängt worden waren, beruhigte nicht die Anwohnerinnen und Anwohner, denn ihre Kinder konnten nicht mehr wie bisher den Park gefahrlos als Spielplatz nutzen. Allen Beteiligten war rasch klar, dass sich solche Probleme nur durch Kommunikation sinnvoll lösen lassen – und da bot die Gemeinde an, sich in ihren Räumen zu einem runden Tisch zu treffen. Es ergab sich so, dass Gemeindemitglieder eine Zeitlang den Dialog zwischen einer Bürgerinitiative und dem zuständigen Bezirksamt moderierten. Gemeinsam suchte und fand man Lösungen für den Park.

Und das ist das faszinierende an dieser Gemeinde, genauer: an dem Team um Pastor Carsten Hokema, das sich solche Initiativen ausdenkt: Sie entwickeln sich auf die schönste Art und Weise organisch weiter. Wie eine Pflanze wachsen sie immer weiter, nämlich dahin, wo Licht und Sonne und Wasser ist. Wenn Konflikte auftreten, bringt die Gemeinde Räume und ihre Gesprächskultur ein. Und wenn daraus ein nachbarschaftliches Netzwerk entsteht, dann bietet sie offene Treffen im Park vor der Kirche an. Titel: „FireAbend“. Sie stellen einen Grill hin. Und dann kommen irgendwann Live-Musik dazu und eine Hüpfburg. Und weil das im Sommer gut funktioniert, macht die Gemeinde auch im Winter weiter. Waffeleisen und Feuertonne ersetzen den Grill, damit man im Gespräch bleiben kann.

Die Resonanz war erstaunlich groß und regelmäßig. Angebot und Nachfrage befruchteten sich gegenseitig. So wuchs und wächst das Projekt weiter, seit letzter Woche auch wieder mit „dem Willen zum Grillen“, wie es auf der Website der Gemeinde heißt heißt. Das Grillgut muss man selbst mitbringen. Die Gemeinde erweitert ihr Angebot, die Beziehungen zur Nachbarschaft vertiefen sich.

Ist das Mission? Vielleicht nicht, denn christliche Verkündigung steht hier definitiv nicht im Mittelpunkt. Oder ist es vielleicht doch Mission, weil die Christus-Gemeinde eine wichtige Rolle in der Nachbarschaft und im kommunalen Leben übernimmt, weil sie selbstlos zeigt, wie christlich inspirierte Gesprächs- und, ja, Feierkultur den Menschen guttun und ihnen im Alltag helfen kann? Letztlich hat sich hier etwas zusammengefügt, was ohne die Wachheit und Umsicht der Christus-Gemeinde getrennt geblieben wäre, ohne ihre Bereitschaft, auf die Menschen draußen zuzugehen.

Wir in der Jury waren begeistert davon, dass die Christusgemeinde einen wichtigen Dialog ermöglicht hat. Gerade weil es kein vordergründiges Missionsinteresse gab, sondern man sich an den Bedürfnissen der Anwohner orientiert hat, gerade deshalb konnten sich bei den nachfolgenden Treffen im Park vertrauensvolle Gespräche und spannende Begegnungen ergeben. Grund genug, einen zweiten Preis des Missionspreis-Wettbewerbs 2023 an die Christus-Gemeinde Altona und ihr Projekt „FireAbend“ zu vergeben.

Ach ja: Zufall oder Fügung, habe ich am Anfang gefragt: Nennen wir es, Mitdenken, sich den Menschen zuwenden, sich zeigen – nennen wir es: Mission im besten Sinne des Wortes.