28. November 2019 | erlebt

Die neue Rückwand

bethechurch

Die Rückwand der Christuskirche – von der Idee zum Ergebnis.

 

Seit über 20 Jahren wird die Rückwand der Christuskirche in Altona jeweils im Spätherst mit einem Motiv gestaltet, das vom Bahnsteig des S-Bahnhofs Holstenstraße zu sehen ist. Zumindest in den Monaten, in denen die Bäume ihr Laub verloren haben und auf das Sprießen neuer Triebe warten. Auch manche S-Bahn-Fahrer warten Jahr für Jahr auf die neuen Motive, die in manchen zurückliegenden Jahren im Laufe eines Winters auch mehrfach geändert wurden.

Nachdem nun jahrelang ein kleineres gedrucktes Mash-Folien- Plakat die Rückwand der Christuskirche zierte, war es an der Zeit, wieder einmal die gesamte Fläche zu gestalten. Initiator dafür war Jonas Eisenmann, der im Laufe der vergangenen Jahre gemeinsam mit dem ehemaligen Pastor der Gemeinde immer wieder für Buntes und Ansprechendes auf der Rückwand gesorgt hatte. Mehrere Dutzend Entwürfe, von denen allerdings nur die wenigsten realisiert worden waren, liegen auf der Festplatte des begeisterten ‚Rückwandkünstlers’.

Gemeinsam mit dem neuen Pastor, der seit dem 1.11.2019 an der Christuskirche arbeitet, machte er sich an erste Überlegungen. Um eine inhaltliche Sache hatte der ‚Neue’ jedoch gebeten. Es wäre doch mal prima, wenn man nach all den Jahren wegkommen könnte von der regelmäßigen Anspielung an eine zur jeweiligen Zeit aktuelle Werbung. Vielleicht könnte etwas Grundsätzlicheres gestaltet werden, das nicht abhängig von aktuellen Bildern und Aussagen der Werbebranche ist.

Bei einem Glas Rotwein machte man sich gemeinsam an die Arbeit. Mit Mineralwasser hätte es sicher auch geklappt,  es hätte aber sicher nicht so gut geschmeckt 😉 .
Die Idee ‚Be the church’  kam schnell und unkompliziert. Seit vielen Jahren gibt es, aus dem Vereinigten Königreich kommend, eine Art ‚Glaubensbekenntnis’, welches vor allem in Kirchen, die sich der ‚fresh ex’ – Bewegung zugehörig fühlen, verbreitet ist.
Nach dem ‚Sei Kirche’ (das englische ‚be the church’ ist nur schwer ins Deutsche zu übertragen und müsste vielleicht mit ‚Sei Du die Kirche’, ‚Sei die Kirche’, o.ä.) folgen im Englischen lauter Aussagen mit aufforderndem Charakter, die den christlichen Glauben in unterschiedliche Bezüge hinein entfalten.

Jonas Eisenmann hat die Folgesätze des ‚Glaubensbekenntnisses’ bereits auch schon gestaltet. Sie könnten in Zukunft auf der Rückwand zu sehen sein (eine Entscheidung darüber ist jedoch noch nicht gefallen).

Die Grundidee war geboren: Man muss nichts Neues erfinden, einfach nur gut ‚klauen’, sichergehen, dass die Rechte gewahrt bleiben und dann über eine eigene Umsetzung nachdenken. Grafisch machte sich Jonas Eisenmann schnell an die Arbeit. Nach ein paar wenigen E-Mails zwischen ihm und Carsten Hokema, Pastor der Christuskirche, standen Design und Farbe fest.

Jetzt musste nur noch gemalt werden. Der erste angesetzte Termin musste wegen Hamburger Wetter ausfallen. Doch am Montag, 25.11. 19, war es dann soweit. Eisenmann und Hokema erschienen in mehr oder weniger geeigneten Handwerker-Maler-Klamotten, suchten Rollen, Pinsel, Farbtöpfe u.v.a.m, zusammen, kletterten auf das an die Rückwand angrenzende Dach, stellten in passender Entfernung einen Overheadprojektor mit der Designvorlage auf und legten los. Der Einladung zur Mitgestaltung waren keine weiteren Freunde oder Mitglieder der Gemeinde gefolgt, die beiden Malergesellen freuten sich aber wenigstens über zwei, drei Zaungäste, die ihr Treiben fröhlich kommentierten.

Nach knapp vier Stunden war das Werk vollendet. Der klare Blick aufs Gesamtkunstwerk musste dann jedoch bis zum nächsten Morgen warten. Bei Licht betrachtet sehen manche Dinge ja noch anders aus.

Erste Rückmeldungen auf die Rückwand fallen positiv aus. Insbesondere auch die Botschaft der Gestaltung sorgte für Äußerungen. Ob das denn ein Programm für die Christuskirche sein könnte, wurde zum Beispiel gefragt. Ja, definitiv, denn das Gemeindeleben der Christuskirche wird nicht nur von denen gestaltet, die Lust auf die kreative Gestaltung einer Rückwand haben, sondern von allen, die sich mit ihren Gaben und Fähigkeiten einbringen möchten. Dabei bietet die Christuskirche viel Freiraum. Es muss nicht nur das aufrechterhalten werden, was in der Gemeinde gut läuft. Raum für Ideen bietet das große Gebäude der Gemeinde ausreichend. Die Christuskirche möchte Freunde, Nachbarn, Bekannte und Mitglieder der Gemeinde ermuntern, sich dort einzubringen, wo und wie sie möchten. Dass die Aussage, wie im Internet auch kritisch zur Rückwand angemerkt wurde, zeige, dass es zur Überzeugung vieler Kirchen gehöre, dass nur ein mitarbeitender Christ ein ‚guter Christ’ sei, können die Gestalter der Rückwand nicht teilen.

Die Christuskirche ist ein Ort für Mitarbeiter und Suchende, für handfeste Anpacker und zurückhaltende Menschen, für Christen und Nichtchristen – egal, wie wer was macht oder auch nicht, die Christuskirche hat Platz für alle.

Irgendwann wird es jedoch so sein, dass die bisherige Rückwandgestaltung einer neuen Idee Patz machen wird … .