55 Jahre Gemeindechor in Hamburg-Altona
Welch eine lange Zeit! 1964 kamen wir nach Hamburg. Auf der Suche nach einer für uns geeigneten Gemeinde wollten wir uns zunächst einmal in Hamburg umschauen. Bis zur zweiten Gemeinde, nämlich Altona, sind wir gekommen und bis auf den heutigen Tag geblieben.
Damals war Bruder Günter Hitzemann Pastor in Altona und er sprach uns gleich auf eine Mitarbeit an. Und da uns die Gemeinde und besonders auch der Chor beeindruckten, gingen wir nach einigen Gottesdienstbesuchen zum damaligen Chorleiter, dem Kirchenmusiker Karl-Heinz Rose, und fragten ihn, ob wir dem Chor beitreten dürften. Er willigte ein mit der Bemerkung, dass er aber Wert auf Pünktlichkeit legen würde. Das konnten wir ihm versprechen, und damit begann unsere Mitgliedschaft im Altonaer Gemeindechor, die 55 Jahre andauern sollte. Es war eine schöne und sehr bereichernde Zeit, auf die wir gerne zurückblicken. Sonntäglich wurden im Gottesdienst zwei oder auch drei Chorlieder vorgetragen.
Nach etwa drei Jahren unserer Chormitgliedschaft mussten wir uns schweren Herzens von Bruder Rose, den wir sehr geschätzt hatten, verabschieden. Er wanderte mit seiner Familie nach Canada aus. Sehr froh waren wir, als sich dann Bruder Helmuth Chitralla bereit erklärte, den Chor zu übernehmen. Auch unter seiner Leitung machte das Singen viel Freude. Hinzu kam, dass wir eine sehr harmonische Chorgemeinschaft waren. Wir freuten uns schon immer auf die Chorstunden und damit auch auf das Wiedersehen mit unseren Chorleuten.
Leider war auch die Zeit mit Helmut Chitrala nur begrenzt. Er wurde von seinem Arbeitgeber, einer Speditionsfirma, nach Bayern in die Nähe von München versetzt. Mit großem Bedauern hieß es wieder Abschied nehmen. Aber es ging weiter mit dem Chor.
Bruder Hans Georg Lotz, der als Musiker am Konservatorium in Hamburg-Sülldorf lehrte, war schließlich bereit, die Nachfolge von Bruder Chitrala anzutreten. Er war ein Profi und entsprechend war auch das Liedgut, das er mit uns einübte und vortrug. Auch war es ihm wichtig, uns die Bedeutung der Texte zu vermitteln und somit dem gesungenen Wort ein besonderes Gewicht zu verleihen.
Wir hatten nicht nur eine gute und uns fördernde Chorgemeinschaft, sondern wir pflegten auch Kontakte zu anderen Chören in Hamburg und darüber hinaus. So besuchten wir die Chöre in Schwerin, in Bad Homburg, in Kassel und auch in Lodz und Warschau, die dann auch wiederum unsere Gäste in Altona waren. Schwester Lisa Thomas hatte unsere Reise nach Polen gut organisiert. Sie fungierte als Übersetzerin und führte uns mit Charme und großer Kompetenz durch die Tage in Polen. Wir gaben Konzerte in Warschau und Lodz und sangen mit den jeweiligen Chören gemeinsam.
Aber auch von Bruder Lotz mussten wir uns eines Tages verabschieden. Und auch hierüber war die Traurigkeit groß.
Dann bekamen wir eine Chorleiterin. Isolde Krüger, Musiklehrerin, erklärte sich bereit, unseren Chor zu übernehmen. Das war für uns ein großes Geschenk. So konnte alles in gewohnter Weise weitergehen. Isolde ging mit Herzblut an die Arbeit. Wir haben unter ihrer Leitung viel gelernt und gute Musik vorgetragen. Der Chor gab Konzerte, und auch waren wir immer mit dabei, wenn im Frühjahr und im Herbst Sängertage des Christlichen Sängerbundes stattfanden. Dort wurden mit Chören anderer Hamburger und norddeutscher Gemeinden neues Liedgut sowie auch Oratorien und anspruchsvolle Sätze bekannter Komponisten erarbeitet, die dann im großen Chor in verschiedenen Hamburger Kirchen zur Aufführung kamen. Es bereitete uns allen immer große Freude.
Gern denken wir auch an unsere Chor-Ausflüge und -Wochenenden zurück. Wir waren in Mölln, in Ratzeburg, auf der Insel Sylt und auch haben wir eine Schiffsfahrt von Lübeck ausgehend auf der Trave unternommen. Und immer wieder trafen wir uns zu unserer Chor-Jahresstunde, in der wir bei leckerem Essen gemütlich beisammen waren. Besonders zu erwähnen sind auch die Nachmittage, zu denen Isolde Krüger uns alle zu sich nach Hause eingeladen hatte. Bei herrlichem Sonnenschein saßen wir bis zum Abend in ihrem Garten und wurden verwöhnt mit vielen Leckereien. Auch die Musik kam dabei nicht zu kurz.
Ja, es war eine gute Zeit! – Isolde Krüger hat den Chor 35 Jahre lang geleitet. Sie war engagiert bis zu dem Tag, an dem der Chor aufgegeben wurde. Wir waren inzwischen alle in die Jahre gekommen. Neue Sänger konnten wir nicht mehr hinzugewinnen und so sahen wir uns gezwungen, die Chorarbeit einzustellen.
An alle Chorleiter und an die vielen gemeinsamen Jahre unserer Chorgemeinschaft denken wir gern und dankbar zurück. Das Singen und auch die inhaltsreichen Texte haben uns unendlich bereichert und nicht zuletzt auch die Kontakte untereinander.
Renate Naber und Rita Ohm