Novemberabende 2004 – Mitten im Leben: glauben, mitten im Glauben: leben
Ulrike Baumert, Familien- und Lebensberaterin aus Oldenburg i. O. referierte an drei Abenden zu Fragen des Glaubens und des Lebens. Jeder Abend hatte einen besonderen Schwerpunkt.
Ich will versuchen, ihre Ausführungen wiederzugeben:
1. Abend:
Gott – Wem begegne ich da? Hilfen zum Erkennen Gottes
Kennen wir das Gefühl, zu einer Gemeinschaft nicht dazuzugehören? Kennen wir das Verlangen, das Leben in Fülle zu erleben? Liegt es an mir, daß bei mir einiges nicht gelingt?
Schwierigkeiten im Leben und Hindernisse im Glauben hängen mit unserer Lebensgeschichte zusammen. In den ersten Lebensjahren entstehen Grundvorstellungen vom Leben, Empfindungen für angenommen und abgelehnt sein.
Aufgabe der Lebensberater ist es, das Lebensgefühl eines Hilfesuchenden gemeinsam mit ihm herauszufinden.
Das Lebensgefühl eines Menschen kann sein: Ich bin ein Nichts eine Enttäuschung für meine Umwelt.
Ein Kind entwickelt sehr früh in seinem Leben ein Gottesbild. So kann es vom Verstand her um den guten Vater wissen, sich aber vom Gefühl her immer wieder fragen: „Wird Gott mich auffangen?“
Kommen Ängste, so ist auch hier ein Zusammenhang mit der eigenen Lebensgeschichte zu sehen. Enttäuschungen des Lebens können auf den Glauben übertragen werden. In unserer Kindheit wurden und werden uns verschiedene Gottesbilder vermittelt, z. B:
Der Leistungsgott:
Ich muß Gott etwas geben, damit ich angenommen werde. So bin ich ständig unter Zwang, etwas leisten zu müssen und neige dadurch zu Übertreibungen. Es reicht nie.
Der Lückenbüßergott:
Alles, was ich nicht bekomme, erwarte ich von Gott. Wird der „graue Alltag“ unerträglich, flüchte ich mich zu ihm. Ergebnis: gute Welt bei Gott, böse Welt bei den Menschen.
Der Richtergott:
Ich muß gehorchen, sonst geht es mir bei ihm schlecht. So lege ich mir selbst Strafen auf, um Gott gnädig zu stimmen. Diese Menschen erleben Gott als einen willkürlichen und unberechenbaren Gott, der nach Lust und Laune verdammt oder erwählt.
Gott gibt aber in seiner Liebe seine Kinder frei. Er will nicht strafen, sondern segnen!
Der ablehnende Gott, der nicht mein Leben, sondern meinen Tod will:
Viele Menschen bezeichnen sich als nicht gewollt, sie konnten sich nicht entwickeln und ihr eigenes Leben leben. Verneinen Eltern ihre Kinder, werden diese Kinder meinen, auch Gott wolle sie nicht. Gott aber sagt: „Du sollst leben!“
Gott als Buchhalter, der Buch über mein Leben führt und später Bilanz zieht.
Ich spüre den Druck, mit meinem Leben vor Gott bestehen zu müssen.
Was kann helfen?
Ich muß mir meine eigenen Reaktionen bewußt machen und mich mit meiner Herkunft versöhnen. Stille Zeit mit und bei Gott ist wichtig.
2. Abend: Gott – Wie begegne ich ihm? Hilfen zur Stille
Stille Zeit ist für viele Menschen mit Angst und Unsicherheit verbunden. Wie ist es möglich, in die Stille und ins Schweigen zu kommen und Gott besser kennenzulernen?
Beten ist Hören, d.h., ich wende mich Gott zu. Vorschlag: Mich bewußt auf Stille einstellen. Ich muß jetzt nichts leisten. Ich kann vor Gott sein wie ich bin. Wie kann ich Gott am besten begegnen?
Zunächst sollte ich ein wenig entspannen, d.h. ruhig werden, um zur Stille zu kommen. Gott bitten, sich meiner zu erbarmen. Auch Worte der Bibel sind Gebete, wenn ich keine eigenen Worte finde. Symbolische Zeichen können zur Stille führen, z.B. ein Kreuz, das ich in der Hand halte, außerdem verschiedene Gebetshaltungen: Niederknien vor Gott, mit geöffneten Händen vor ihm stehen oder sitzen. Meine Körperhaltung darf mit dem, was ich empfinde, übereinstimmen.
3. Abend:
Gott – Womit begegne ich ihm? Hilfen zum Gebet
Ich darf und sollte vor Gott meine Gefühle aussprechen. Nachdem alles gesagt ist, darf ich auf ihn hören. Wie kann ich eine Gebetszeit gestalten, die für mich heilsam ist?
Auch hier muß jeder den für sich geeigneten Weg finden. Hilfreich ist es, für jeden Tag eine feste Gebetszeit einzuplanen und in der Wohnung einen Platz zu finden, an dem ich zur Ruhe kommen kann.
Ablenkende Gedanken – was ich eventuell noch zu erledigen habe – aufschreiben, damit sie mich nicht
mehr beschäftigen.
Während des Betens können verschiedene Gefühle in mir aufkommen:
Ich spüre Frieden, erlebe Geborgenheit oder Freude. Aber auch Traurigkeit und Zweifel können mich erfüllen. Sätze, die mir beim Betrachten des Bibeltextes wichtig geworden sind, sollte ich auf mich wirken lassen, sie aufschreiben und mit in den Tag nehmen.
Am Abend ist es hilfreich, den Tag noch einmal in den Blick zu nehmen, für das zu danken, was mir heute gut gelungen ist und abzugeben, was mißlungen ist. Ich darf Gott bitten, das Mißlungene zu heilen, in dem Vertrauen: Morgen darf ich neu beginnen.
Ulrike Baumert verstand es, die angesprochenen Themen anschaulich und interessant zu vermitteln.
Gemeindeabende vom 16. bis 18. November 2004: Bericht von Renate Naber