Manfred Kasemann – und Teddy Stefan verabschieden sich.
Abschiedsbrief Manfred Kasemanns im GEMEINDELEBEN 1/2019:
Wir haben nicht selten über unseren Glauben mitten im Leben ausgetauscht, in Freude, aber auch tiefer Verzweiflung. Ich durfte in ergreifende Schicksale hineinschauen, mitgehen und mit auf göttlichen Trost warten. Wir haben miteinander vor allem von der Liebe zu Christus gelebt. Alles, was nicht aus dieser Liebe heraus entstand, hatte keinen Bestand. Oder anders aus-gedrückt: hatte keine Wahrheit; denn die Wahrheit hat Bestand.
Die Gemeinde war und ist der Ort, wo wir einander diese Liebe ein-gestanden haben und wo sie uns dazu bewogen hat, im Reich Gottes mitzuarbeiten.
Als besondere „Begabung“ unserer Gemeinde empfinde ich dabei die Fähigkeit, Menschen in einer Weite aufzunehmen ohne auszugrenzen getreu den Worten des Paulus:
„i n C h r i s t u s ist weder männlich noch weiblich, weder deutsch, afghanisch noch ghanaisch…“,
wobei die Gabe manchmal auch zur Aufgabe wurde und wird!
Meine ersten Wochen im Ruhestand waren vom Sortieren und Aufräumen geprägt. Und so fällt einem wieder durch Bilder, Notizen, Flyer in die Hände, was aus den 19 Jahren schon fast vergessen schien.
Einige zufällige Beispiele:
– Plötzlich ist die Theateraufführung des Markusevangeliums mit Eric Wehrlin wieder in Erinnerung, in unserer Christuskirche, die dafür so hervorragend geeignet ist;
– die verschiedenen Formen von Pro Christ, die wir ausprobiert hatten, am Anfang noch mit der methodistischen Gemeinde; Ergänzung Harald Frey: und auch mit der Gemeinde Hamburg-Ottensen Anfang der 1980er Jahre
– die Novemberabende;
– eine Trauerfeier für einen früh verstorbenen Sänger mit den Künstlern vom „Phantom der Oper“: Das war ein so intensives Miteinander vor Gott in unserem schönen Kirchenraum!
– Eine Taufe ist mir vor Augen, wo wir eine Seilschaft gebildet haben. Ich hatte ein dickes Tau mitgebracht, das wir am Kreuz befestigt hatten und alle afghanischen Taufbewerber fassten an als Seilschaft des Christus.
– Ich erinnere mich plötzlich an einen Projektchor junger Erwachsener mit Ruth Brüns;
– an die „Feiereintritt“-Veranstaltungen in der jungen Gemeinde;
– an unsere Bau- und Renovierungsprojekte: die Fassadenrenovierung, aus deren „Trümmer“ das Rostkreuz geschweißt wurde; die Jubiläen;
– ein kleiner Notizzettel mit einer Regieanweisung für einen Einsatz des Teddys „Stefan“ bei einer Trauung!,
– eine DVD mit einem Interview von RTL Nord zur Rückwand und eine andere von einem Gottesdienst mit Bibel TV in der Christuskirche …
und vieles, vieles mehr, das ein Buch füllen könnte und nicht so einen kleinen Beitrag in GEMEINDELEBEN.
Was d a s e i n e Buch betrifft: Ich denke gerne an die Situationen… und vermisse es, wo wir über dem aufgeschlagenen Wort der Heiligen Schrift erlebten, wie es uns direkt anredete. Wir haben in reicher Erinnerung, wo uns die Liebe Christi umwarb und wir über seinem Leben und Sterben und Auferstehen für uns staunten und froh wurden.
Und ihr, liebe Gemeinde, wart am Entstehen der Predigt beteiligt mit Mut machender und auch konstruktiv-kritischer Begleitung. Wo eine Gemeinde ihrem Pastor Freude machte, konnte er auch Freudenbote sein.
Als über 19 Jahre immer wiederkehrende Höhepunkte bleiben mir die Bibelgespräche an jeden Mittwoch. Es hat mich beglückt über so viele Jahre mit Gemeindemenschen die Bibel zu entdecken und mit unserem Alltag abzugleichen. So habe ich es in Altona erlebt. Gott sei Dank!
Zitat Dominik Eisenzimmer zum Abschied von Manfred Kasemann:
„Vor allem anderen sind es die herausragenden Kinderteile mit oder ohne seinen Teddy Stefan, die nicht nur für die Gemeindekinder ein Höhepunkt des Gottesdienstes waren. Es ist die Paradedisziplin eines jeden, der Religion lehrt, große Theologie kurz in einfachen Worten zusammenzufassen.
Dies beherrschte Manfred im Kinderteil und, wie mir bei seiner Abschiedsfeier deutlich wurde, auch bei seinen Andachten im Jesus-Center in besonderer Weise; immer wieder versinnbildlicht in Gegenständen wie Stefan, aber auch mal einer Mülltonne. Dass diese komprimierten Glaubensaussagen für Manfred trotzdem eine besondere Herausforderung waren, hat er mir nach dem Abschied eingestanden: Er habe auf so manchem Kinderteil länger herumdenken müssen als für die eine oder andere Predigt. Das Zweite sind theologische Gespräche mit ihm ohne offiziellen Anlass – häufig nach Vorstandssitzungen oder bei Ausflügen oder Aufräum-, Renovierungs- oder Umzugsaktionen, bei denen Manfred mit großer Leidenschaft über den christlichen Glauben sprach. Das Dritte stand häufig mit solchen Gesprächen im Zusammenhang und zeigte, dass Manfred Theologie nicht als etwas Abgehobenes verstand, sondern immer in Verbindung mit dem praktischen Leben sah“.