10. Februar 2025 | 

Sommerausflug der Altonaer Nachkriegsjugend -Günter Hitzemann

Nach seiner Pensionierung kamen Inge und Günther Hitzemann aus Berlin zurück nach Hamburg-Altona. In den 1950er Jahre gab es Freízeiten der "Nachkriegsjugend", Altonaer, die den Krieg überlebt hatten und sich wieder sammelten. Schon in den 50er Jahren waren es "ehemalige Jugendliche". Ab Mitte der 1980er Jahre traf sich die "Seniorengruppe Nachkriegsjugend" unter der Leitung Inge und Günter Hitzemann.

Sommerausflug der Altonaer Nachkriegsjugend

Bevor ich im einzelnen über den 13. diesjährigen Ausflug berichte, versuche ich den Hintergrund dieses Treffens zu erklären.

„Die leibliche Gegenwart anderer Christen ist dem Gläubigen eine Quelle unvergleichlicher Freude und Stärkung.“

Durch diesen Ausspruch von Dietrich Bonhoeffer werde ich immer wieder angeregt, an Erfahrungen zu denken, wie sie Menschen meiner Generation besonders in den Kriegs- und Nachkriegsjahren machten. Das trifft auch für die Jugend der Altonaer Gemeinde zu, die sich gleich nach dem Zweiten Weltkrieg in der Christuskirche einfand.

Nicht anders, als es in der gesamten Bevölkerung damals der Fall war, gehörten ihr ausgebombte, vertriebene, aus Gefangenschaft entlassene junge Leute an. „Wir sind noch einmal davon gekommen“ war nicht nur Titel eines modernen Bühnenstücks, sondern zugleich zutreffende Beschreibung des damals typischen Lebensempfindens.

Apokalyptische Grauen, die durchlebt waren, hinterließen seelische Verwundungen. Diese mußten geheilt und bewältigt werden. Für Christen war es wie in den voraus-gegangen Notzeiten selbstverständlich, die Gemeinschaft mit anderen zu intensivieren. In Altona geschah dies in vielen Begegnungen auf ganz verschiedenen Ebenen, etwa durch Austausch von Erlebnissen oder in praktischer Hilfe. Auch die Zusammenarbeit beim teilweisen Wiederaufbau des zerstörten Gemeindezentrums ist erwähnenswert.

Nicht zuletzt stand die Besinnung auf das Evangelium als wirklich gemeinschaftsstiftende Kraft für alle im Mittelpunkt. Denn in einer Zeit, als vormals herrschende Weltanschauungen und Maßstäbe jämmerlich gescheitert waren, wurden wir in einer kaum beschreibbaren Weise fasziniert und immer wieder begeistert durch das Wort Gottes. Es veränderte uns und ermutigte zur Nachfolge Christi.

Besondere Höhepunkte waren in dieser Hinsicht die jährlich stattfindenden Freizeiten. Für die Altonaer Jugend wurde vor allem die erste, die nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 in Lopau stattfand, zu einer unvergleichlichen Quelle der Freude und Stärkung, um es mit Bonhoeffers Worten auszudrücken. Viele Teilnehmer erfuhren damals ganz Entscheidendes für ihr Leben. Darum erinnern sich viele von uns heute noch dankbar an das, was sich damals ereignete.

Kein Wunder, daß im Laufe der Zeit immer wieder der Wunsch geäußert wurde, alle noch erreichbaren Teilnehmer der Lopauer Freizeit zu einem Treffen einzuladen. Die Initiative dazu ergriffen dann u.a. Ilse Matz, Erika Boesler, Gretel Ramcke, Eberhard Luckey und Horst Pusch. Am 4. April 1987 war es dann soweit. Eine große Anzahl Ehemaliger folgte von fern und nah zusammen mit Angehörigen der Einladung zum Freizeittreffen im Mutterhaus Tabea. Die Begegnung war von Wiedersehensfreude und lebhaftem Austausch über eigenes Erleben, sowie Gesprächen über Gott und die Welt geprägt.

Einmütig war der Wunsch, solche Treffen zu wiederholen. Allerdings hat es dann fünf Jahre bis zum nächsten Sommerausflug gedauert, der übrigens nach Lopau, zur historischen Freizeitstätte führte.

Das diesjährige Treffen, das zehnte, war unser Sommerausflug am 9. Juni nach Hitzacker/Elbe. Über 50 Teilnehmer trafen sich morgens in der alten Schifferkirche zur Andacht, die, nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch unsere engagierte Organisatorin Ilse Matz, Pastor Roland Bunde hielt. Umrahmt wurde alles von Gitarrist Christian Vogel, Passau, der uns mit eindrucksvoll vorgetragenen Musikstücken erreicht und bewegt hat.
Im weiteren Verlauf des Ausflugs fuhren wir nach Wussegel, wo wir den Tag in froher Gemeinschaft verbrachten. Eine besondere Freude war für uns, daß auch diesmal wieder Bernd und Regina Kuhn aus Kassel teilnehmen konnten.

Bernd hat wie immer lebendig Anteil gegeben an Reiserlebnissen, die er diesmal in Westindien sowie im ehemaligen West- und Ostpreußen machen konnte. Zu Beginn und zum Abschluß des Tages erinnerte ich an das Wort aus Psalm 84:

„ Gott, der Herr, ist Sonne und Schild“

Dieser Vers ist als Hausspruch gerne gebraucht worden und auch im Eingangsbereich vieler Kirchen zu finden. So etwa im Hamburger Michel oder am früheren Missionshaus in Neuruppin.

Dort hat der Vers selbst viele Eingriffe in die Gebäudesubstanz, die während der Besetzung durch sowjetische Truppen erfolgten, gut überstanden. Es ist also ein beliebter wie auch robuster Spruch. Er vergewissert auch uns, daß wir im Glauben alle Zeit hineingehören in das „Sonnensystem“ unseres Schöpfers und Erlösers. Er ist wie wohltuendes, wärmendes Licht. Wir bleiben bei ihm geborgen, unverdient, komme was mag! Am Abend dieses schönen Sommertages gingen wir ermutigt und in Vorfreude auf den nächsten Ausflug auseinander.
Günter Hitzemann in GemeindeLEBEN 3.2001

Kategorien: Aufgabenbereiche der Gemeinde, Ausflüge und Freizeiten, Veranstaltungen
Schlagwörter: Bonhoeffer, Christian Vogel Gitarre, Freizeit nach Lopau, Hitzacker, Kriegserlebnisse verarbeiten, Nachkriegsjugend, Wussegel
Autor: Günter Hitzemann
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