Folgen von 1943: Filmdreh in der Christuskirche

Mitte Januar war ein Gruppe junger Leute aus Kiel, alle Masterstudierende der Medienwissenschaft, in unserer Kirche zu Gast, um einen Teil ihres Dokumentarfilms zum Thema Zeitzeugenschaft aufzuzeichnen.
In ihren Nachforschungen waren sie auf unsere Christuskirche gestoßen. Viele Nachbar hatten während des Feuersturm von 23./ 24.Juli 1943 im Luftschutzbunker neben der Christuskirche Schutz gefunden.
Die StudentInnen nutzen eine biographischen Niederschrift, welche die Geschehnisse in der Zeit um den Hamburger Feuersturm thematisiert, als Grundlage ihrer Arbeit. Die Autorin lebte damals in der Suttnerstraße und floh während des Bombenangriffs in den Bunker neben der Kirche.
In ihrem Film rekonstruieren di
Sie selbst hat zahlreiche Zeitzeugen der Geschehnisse von 1943 interviewt und daraus spannende Erkenntnisse gewonnen. Aus dem Projekt von Dr.Holstein ist die Publikation „Zeitzeugen des Hamburger Feuersturms 1943 und ihre Familien: Forschungsprojekt zur Weitergabe von Kriegserfahrungen“ hervorgegangen.
In seiner Predigt am Sonntag nach den Dreharbeiten nahm Carsten Hokema, inspiriert durch die Arbeit der StudentInnen und angeregt durch den für Sonntag, den 19.Januar 2020 vorgegebenen Predigttext, Bezug auf die Gemeindegeschichte. Die Leitfrage für die Predigt lautete: Wie gehen Gläubige Menschen mit Leid um? Hier ein Ausschnitt der Predigt:
„Der Predigttext (Jeremia 14,1-9) erinnert mich an Bilder aus unserer Gemeindegeschichte. Am vergangenen Montag war ein Filmteam von Studierenden der Uni Kiel in unserer Kirche zu Gast. Sie machten Interviews zu den Folgen des Feuersturm vom Juli 1943 hier in Hamburg. Oben auf der Empore saßen sie und interviewten eine Dame, die sich mit der Niederschrift einer Zeitzeugin beschäftigt hatte, die 1943 in der Wielandstrasse, der heutigen Suttnerstraße, lebte.
Sie floh während des Bombenangriffs, Operation Gomorrah, in unsere Kirche, bzw. in den neben der Kirche gelegen Luftschutzbunker.
In einem Protokoll, welches Harald Frey dankenswerterweise aus dem Archiv geholt hat fand ich folgende Sätze des damaligen Pastor Otto Johns, die er an alle Gemeindemitglieder schrieb:
das Feuer fraß alles mit einer fast unersättlichen Gier.
Duldet Gott ein solches Leid?
Tausend ‚Warum’ ringen sich von unseren Lippen.
Aber stumm bleibt der Himmel, voller Herzeleid die Erde.“
Wie gehen Gläubige mit solchen Situationen um?
Die Christuskirchen-Generation vor uns hat gefragt:
„Warum? … doch der Himmel bleibt stumm.“
Liebe Gemeinde! Obwohl der Himmel stumm blieb,
blieben die Altonaer mit ihren Herzen auf den Himmel ausgerichtet.
Sie haben ihre Köpfe nicht in die Trümmer gesteckt.
Sie haben weiter glaubend/ unglaubend Trümmersteine in die Hand genommen. Angepackt.
In seinem Brief an die Gemeinde schrieb Otto Johns übrigens noch Folgendes – und das ist vielleicht auch in einer Woche, in der Tabea in Osdorf wieder ein Richtfest gefeiert hat, ein schönes Signal für die Zukunft:
„Tabea steht wie eine Insel des Friedens unberührt da und hat in den letzten Leidenstagen viel Gutes tun können.“
Tabea- ‚was mir gut tut’. Eben schon damals tat Tabea ‚viel Gutes’.
Die Mitglieder und Freunde der Christuskirche freuen sich über das Engagement der StudentInnen und sind gespannt auf deren Film.
Zu gegebener Zeit werden wir darüber informieren.