3. März 2022 | erlebt, Start-News

Kalenderwoche 9: Radioandachten bei ‚Radio Bremen 2‘

In der 9. Kalenderwoche spricht Carsten Hokema, einer der Pastoren der Christuskirche, die Radioandachten auf Bremen 2.
Hier können alle Andachten nachgelesen werden.

Hier geht es direkt zum Sender. Hier kann man die Andachten auch Nachhören!


Montag, 28.Februar 2022 

Früher habe ich Gitarre gespielt. Seit vielen Jahren habe ich das Instrument nicht mehr in die Hand genommen. Ein Aufkleber aus den 80iger Jahren, ist noch immer auf meinem Gitarrenkoffer. Ab und zu fällt mein Blick darauf: Ein Schmied, der ein Schwert umformt in einen Pflug. Und die Aufschrift: Schwerter zu Pflugscharen!
Symbol und Text wurden bekannt durch die staatunabhängige Friedensbewegung in der damaligen DDR. Auch ich im Westen war dieses Motto bei Friedensbewegten stark verbreitet.

„Schwerter zu Pflugscharen“ – das ist ein Bibelzitat.

Im 8. Jahrhundert vor Christus formulierte der Prophet Micha eine wunderbare Vision für die Zukunft:
‚Alle Völker werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen.‘
Denke ich an die Ostukraine, so könnte ich das Heulen kriegen. Schwerter und Säbelrasseln an allen Orten.  Die Welt scheint wieder einmal weit entfernt zu sein von dieser herrlichen Vision …  ‚keiner wir mehr lernen, Krieg zu führen!‘

Früher habe ich das auf Englisch oft gesungen, die Gitarre in den Händen:
‚I‘m gonna learn war no more!“

In den vergangenen Tagen und Wochen habe ich immer wieder mal die Hände gefaltet. Und gebetet. Für die in der Politik Verantwortlichen.
Für Frieden in Europa und auch für Hilfe in anderen Krisenregionen der Welt.

Und ich will nicht nur beten. Denn Frieden und Hilfe haben es immer mit Menschen zu tun, die sich konkret einsetzen. In meinem Alltag will ich Zeichen des Friedens und der Hilfe setzen. Bei den Menschen, mit denen ich zu tun habe.

In Gesprächen und Konflikten möchte ich nicht mit Macht aufrüsten, sondern deeskalieren, diplomatisch sein, Friedvolles sagen.

Und ich möchte meine Hände nicht nur zum Gebet falten.

Ich möchte konkret anpacken und helfen. Damit die Vision auch in meinem Umfeld nicht nur ein Traum bleibt.

 


Dienstag, 1.März 2022

Uuups, heute ist schon der 1.März.  Ach ja, kein Wunder, den 29., 30. und 31. Februar hat es diesem Jahr wieder mal nicht gegeben. Den nächsten 29.Februar gibt es auch erst wieder in zwei Jahren.

Was wäre eigentlich, wenn in meinem Leben ein bestimmter Tag nicht gewesen wäre?
Na ja, es gibt viele Tage, da würde es gar nicht auffallen, wenn sie nicht gewesen wären.  Alltag eben, nichts Besonders, …. aufstehen, Arbeit, essen, Fernsehen, schlafen gehen.

Es gibt aber auch diese besonderen Tage im Leben. Wie wäre meine Leben verlaufen, wenn es sie nicht gegeben hätte? Der Tag mit dem Sonnenaufgang, den ich nie vergessen werde. Der Tag, an dem ich endlich mein Abitur in der Tasche, die Berufsausbildung fertig oder die Zusage für die neue Arbeitsstelle hatte. Der Tag, an dem ich meinen Lieblingsmenschen traf oder der Tag, an dem wir uns das Ja-Wort gaben.
„Ja, ich will, mit Gott Hilfe!“ Das Leben wäre wirklich anders verlaufen. Es hätte ja nicht nur ein Tag im Kalender gefehlt. Sondern auch alles das, was mit diesem besonderen Tag zusammenhängt.

Manchen Tag des Lebens würde man aber auch gerne ungeschehen machen!
Den Tag, an dem die Krankheit ans Tageslicht kam. Den Tag, an dem der Tod eine Lücke ins Leben riss. Den Tag, an dem eine Naturkatastrophe, ein Krieg, eine Pandemie ausbricht oder den Tag an dem man vor Einsamkeit fast verzweifelt und Tränen unaufhörlich fließen.

„Meine Zeit steht in deinen Händen!“ Diesen kurzen vertrauensvollen Satz formuliert ein Psalmschreiber der Bibel. Er hat wirklich viele Höhen und Tiefen des Lebens durchgemacht. Und jetzt formuliert er ein Gebet: „Meine Zeit steht in deinen Händen!“

Er vertraut darauf, dass Gott seine Lebenszeit begleitet.
Egal, welche Tage er erlebt, ganz gleich, wie die Tage sind.
Mit so einem Vertrauen möchte auch ich in den Tag gehen.

 


Mittwoch, 2.März 2022/ Aschermittwoch

„Asche auf mein Haupt!“ Das habe ich gestern gesagt, als ich zum dritten Mal hintereinander vergessen hatte, die Geschirrspülmaschine auszuräumen.
Ich wollte meiner Frau damit sagen: „Oh, tut mir leid, soll nicht wieder vorkommen.
Bitte keine Strichliste über meine mangelhafte Hausarbeit führen!“
Mit der Redewendung von der Asche auf dem Kopf gesteht man sich selbst ein,
und auch gegenüber anderen, dass man etwas falsch gemacht hat.

Heute ist Aschermittwoch. Ein kirchlicher Feiertag.
Die Redewendung „Asche auf mein Haupt!“ hat einen religiösen Hintergrund.
In der Bibel wird berichtet, dass Menschen sich Asche auf ihr Haupt streuen, um zu zeigen, dass sie traurig oder enttäuscht von sich selbst sind.

In der Geschichte des Christentums wurde dieser Gedanke aufgenommen.
In Gottesdiensten zu Beginn der Passionszeit nimmt man die Asche, die ein Jahr zuvor durch das Verbrennen von Palmzweigen am Sonntag vor Ostern entstanden ist und zeichnet den Gläubigen ein Aschekreuz auf die Stirn.
Nein, in Gottesdiensten am Aschermittwoch wird nicht eimerweise Asche auf Köpfe geschüttet. Ein kleines Aschekreuz auf der Stirn oder auch ein Kreuz mit Asche auf die Hand gezeichnet reicht aus. Die Gläubigen wollen und sollen zur Besinnung kommen.
Ins Nachdenken über sich und ihr Leben.

Das Aschekreuz erinnert an das Leiden und Sterben Jesu.
Mit dem Aschermittwoch und dem Aschekreuz ist man dann auch in der Passionszeit und Fastenzeit im Kirchenjahr angekommen.
Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt sie.
40 Tage lang verzichtet man bewusst auf Gewohnheiten oder Dinge, die einem sehr lieb  sind. Nicht, um sich selbst für irgendetwas zu bestrafen. Man möchte ins Nachdenken kommen. Über die Dinge, die einem wirklich wichtig sind. Über sich selbst.

Und eben auch über Jesus Christus.

„Asche auf mein Haupt!“, diese Redewendung hat es mit Selbsterkenntnis zu tun.
Der Aschermittwoch lädt dazu ein, über sich selbst nachzudenken.
Und über Jesus Christus.



Donnerstag, 3.März 2022

Gestern habe ich erstmal wieder kein Wort verstanden. Sie haben einfach drauflosgeredet und ich habe nur Bahnhof verstanden. Um mich herum saßen lauter Geflüchtete aus dem Iran und aus Afghanistan. Und ich mittendrin in einer Wolke aus lauter für mich unverständlichen Wörtern auf Farsi und Dari.

Seit einiger Zeit gehe ich einmal wöchentlich in das Sprachcafé, das eine Kirchengemeinde in Hamburg-Altona eröffnet hat.
„Einfach reinkommen! Einfach reden!“ steht über der Eingangstür.
Das mit dem Reinkommen war wirklich einfach.
Das mit dem Reden eher nicht so.

Aber wir verstehen uns von Woche zu Woche besser.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Woche für Woche kommen bei den Cafégästen, die einen Migrationshintergrund haben, neue deutsche Wörter zum Sprachschatz dazu.
Das ist das Anliegen der Treffen in lockerer Café-Atmosphäre:
Sprache lernen durch Sprechen.
Und ich muss lernen, einfach zu reden. Und ja, ich kann mittlerweile auch ein paar wenige Worte auf Farsi.

Was für mich genauso wichtig ist: Wir verstehen uns von Woche zu Woche besser.
Im übertragenen Sinne des Wortes.
Jede Woche erfahre ich durch die Gespräche mit Händen, Füßen und zunehmend mehr Wörtern, durch traurige oder strahlende Augen, durch Gesten und Mimik etwas von der Geschichte, der Tradition, der Religion derjenigen, mit denen ich am Kaffeetisch sitze.

Das nehme ich jedes Mal aus dem Sprachcafé mit in die restliche Woche.
Auch für Begegnungen mit Leuten, die meine Sprache perfekt sprechen:

Einfach reden!

Dann verstehen wir uns besser.


Freitag, 4.März 2022

„Das mache ich mit links!“
Etwa 89% aller Menschen sind Rechtshänder. Und die sagen: ‚Das mache ich mit links‘, wenn sie zum Ausdruck bringen möchten, dass ihnen etwas besonders leicht von der Hand geht, wenn etwas einfach für sie zu erledigen ist. Das könnten sie also auch ganz einfach mit der Hand erledigen, mit der sie eigentlich weniger geschickt sind.

Ich nehme an, dass die restlichen 11% der Menschen, wenn sie die deutsche Redewendung kennen, diese Formulierung auch verwenden.
Aber eigentlich sollten sie besser sagen „Ach, kein Problem, das schaffe ich mit rechts!“

Früher hatten es Linkshänder an vielen Stellen schwer: Sie wurden mit manchmal drakonischen Mitteln zu Rechtshändern umerzogen, Arbeitsmittel waren nicht an ihre linkshändige Arbeitsweise angepasst und nicht selten wurden sie auch belächelt.

Auffällig viele bedeutende Persönlichkeiten sind Linkshänder. Schauspieler wie Bruce Willis oder Julia Roberts, Musiker wie Bob Dylan oder Lady Gaga. Maler wie Picasso, bekannte politische Führer wie John F. Kennedy oder auch Barack Obama. Und Queen Elisabeth II gehört auch dazu.

Gott ist auch Linkshänder. Das behauptete zumindest Adolf Holl, ein österreichischer katholischer Theologe. Er nennt den Heiligen Geist „die linke Hand Gottes“.
Die Weltgeschichte, so schrieb Holl, ist durchdrungen von der Stimme Gottes als einem kreativen Prinzip. Schaut man sich die genannten Linkshänder an, dann kann man ja nur staunen, wie kreativ, intelligent und tatkräftig sie sind. Da kann man schon auf die Idee kommen, dass auch Gott Linkshänder ist.

Der christliche Glaube vertraut darauf, dass Gott, bildlich gesprochen, die ganze Welt in seiner Hand hält.
Dann wird er auch mein Leben halten. Gott schafft das mit links!

… und für Linkshänder schafft er das auch mit rechts!


Samstag, 5.März 2022

Heute werde die Füße hochlegen, die Stereoanlage einschalten und einfach Musik hören.
Vor einiger Zeit bin ich auf die Musikerin Nneka aufmerksam geworden.
Sie ist in Nigeria geboren und lebt jetzt in Hamburg.
Die Hip-Hop-Soul-Sängerin und Songwriterin steht häufig auf großen Bühnen.
Ihre souligen Melodien gefallen mir besser als die hip-hoppigen Songs.
Vor ein paar Wochen haben ich sie zum ersten Mal live bei einem Konzert erlebt.
Ich finde, sie hat eine wunderbare Stimme und eine faszinierende Ausstrahlung.
Ihre souligen Lieder gefallen mir besser als die hip-hoppigen Songs.
Nneka singt von schweren Erlebnissen, die Menschen durchmachen.
Und dann vertont sie in diesem Lied einen Bibelvers aus Römer 8 und bezieht ihn auf sich persönlich:

Nichts kann mich von Gottes Liebe trennen.
Nichts Hohes oder Tiefes, keine Engel und auch keine Dämonen.
Nichts kann mich von deiner Liebe trennen.

https://www.youtube.com/watch?v=rAU5mQgjxZY

Nichts kann mich von Gottes Liebe trennen.
Nichts Hohes oder Tiefes, keine Engel und auch keine Dämonen.
Nichts kann mich von deiner Liebe trennen.

Ich werde das Lied heute mitsingen.