11. Mai 2021 | erlebt

Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! Andacht von H.Worreschk

Sprüche 31,8 – Monatsspruch Mai 2021

Zu unserem Wortschatz gehören viele Sprichwörter und Redewendungen, sie sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Sprache. Manche Sprichwörter begleiten uns ein Leben lang. Bestimmt kennen Sie einige seit Ihrer Kindheit: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Oder: „Eine Hand wäscht die andere.“ Oder auch: „Ende gut, alles gut.“ Und noch mehr…

Die Bibel enthält eine Sammlung von einigen hundert Sprichwörtern aus dem alten Israel, die sog. „Sprüche Salomos“. Eins dieser Sprichwörter ist der Monatsspruch für den Mai 2021. Er lautet: Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! (wh.) (Sprüche 31,8) Dieses Wort ist etwa dreitausend Jahre alt. Es hat seinen Ursprung in einer ausformulierten Unterweisung an Könige und Fürsten. Sie werden darin ermahnt, sich für die Schwachen und Benachteiligten einzusetzen und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. In einer anderen Übersetzung wird das noch deutlicher: Hilf dem, der sich selbst nicht helfen kann; schaffe denen Recht, die für sich alleine dastehen (NL). Den Hilflosen zu ihrem Recht verhelfen, das gehörte damals schon zu den wichtigsten Pflichten eines Herrschers; und dieser Königskodex wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Viele von Ihnen sagen bestimmt: „Ja, das ist auch heute noch so: Menschen in politischer Verantwortung müssen sich um die Rechte der Hilflosen kümmern. ,Die da oben‘ sollen nicht nur an sich selbst denken, sondern sich für das Wohl der Armen und Bedrängten einsetzen.“ Das denke ich auch. Aber: Dieses alte Sprichwort gilt nicht nur für Herrschende und Entscheidungsträger, sondern ist allgemeingültig; es will auch uns als Staatsbürger, als „ganz normale Menschen“ zum Handeln ermutigen. Dieses Wort ist mit Bedacht in das Buch der Sprichwörter aufgenommen worden. Denn nicht nur die Herrschenden, jeder Mensch soll sich für die Belange der Armen, der Benachteiligten und Hilflosen einsetzen.

Jesus von Nazareth hat das getan: Er hat sich mit den Menschen solidarisiert, die auf die Hilfe Anderer angewiesen waren – so sehr, dass er einmal gesagt hat: Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan! (Mt 25,40 NL). Den Hilflosen zu helfen ist also nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, es ist auch ganz und gar im Sinne des lebendigen Gottes. Ich möchte Sie ermutigen, zu fragen: „Wer braucht meine Hilfe, hier und jetzt? Für wen kann ich mich stark machen? Wem kann ich Gutes tun?“ Manchmal reicht schon ein freundliches Wort, eine helfende Hand, ein offenes Ohr und ein wenig Zeit. Liebe Hörerinnen und Hörer, Ihre kleine Hilfe kann viel ausrichten – und Gott freut sich auch darüber.

Henning Worreschk