Radioandacht 13.4.24 – NDR Moment mal
Ich stehe vor meinem Auto und bin auf 180. Ärgere mich, fluche innerlich vor mich hin. Mitten in Hamburg steht mein Auto auf einem Parkplatz direkt an einer Kirche. Gerade habe ich noch lächelnd auf ein großflächiges Plakat an der Kirche geschaut. „Die Alternative für dich: Liebe für alle.“ Klare Botschaft. Und jetzt raste ich aus. Auto aufgebrochen, durchwühlt und Kleinkram weg. „Wie kann man nur so hohl sein? Oah, wenn ich den erwische!“
Dann Polizei, Anzeige gegen Unbekannt, das ganze Programm eben. Langsam fahre ich wieder runter. Mein Blick fällt nochmal auf den Schriftzug an der Kirchenwand. „Die Alternative für dich: Liebe für alle.“ Nee, irgendwann ist auch mal gut … Man muss doch auch mal klar sagen können, was Sache ist, oder? Ja, klar: Sagen, was Sache ist. Die Sache ist eine Straftat.
Aber auch ein Straftäter ist ein Mensch. Jesus spricht von Nächsten- und sogar von Feindesliebe. Dabei geht es ihm nicht um ein Gefühl. Es geht um den Willen: Gebt nie, gebt wirklich nie einen Menschen auf! Das fällt mir schwer. Bei Menschen, die mir Böses wollen. Oder bei denen, die menschenverachtende Meinungen äußern. Oder auch einfach nur bei Leuten, die mich nerven. Meine Gefühle kann ich manchmal nicht gleich regulieren. Aber meinen Willen kann ich einsetzen: Ich möchte keinen, wirklich keinen Menschen verachten. Ich möchte mich für Liebe entscheiden.