21. November 2022 | erlebt, Start-News

Radioandachten zum Nachlesen

Einer der Pastoren der Christuskirche, Carsten Hokema, ist in dieser Woche bei Radio Bremen2 mit Radioandachten zu hören.
An dieser Stelle kann man sie auch lesen 🙂

Zum Radiosender und zu den Audiodateien geht es hier!

Samstag, 26.November 2022

Morgen ist der erste Advent. Ich freue mich schon jetzt auf den Gottesdienst.
Ich werde die erste Adventskerze anzünden.
Christine wird auch im Gottesdienst sein.

Ich habe sie vor kurzem ein wenig näher kennengelernt.
Mit leuchtenden Augen erzählte sie mir von ihrer Arbeitsstelle:
Sie arbeitet in einer Kerzenwerkstatt.
Kerzen herstellen, das ist ihre Leidenschaft!
Sie erklärte mir einmal fröhlich, wie das mit dem Kerzenherstellen funktioniert.

Als sie mir mit leuchtenden Augen von ihrer Werkstatt und ihrem Alltag erzählte,
da sprang ihre Begeisterung für Kerzen auf mich über.
Kurzerhand bestellte ich bei ihr vier Kerzen für unsere Kirche. Adventszeit!

Sie sind wunderschön geworden.

Es sind wirklich so richtige Adventskerzen.

Advent heißt auf deutsch ‚Ankunft‘.
Im Advent kann man sich innerlich auf die Ankunft von Jesus vorbereiten.
Die wird dann an Weihnachten gefeiert. Gott kommt zu uns. Er kommt bei uns an.

Kerzen werden uns durch die vor uns liegenden Adventswochen begleiten.
Es wird nicht nur eine gemütliche Zeit werden. Der Advent 2022 wird anders sein.

Das warme Licht der Kerzen wird mich in diesem Jahr wohl besonders an hoffnungsvolle Worte der Bibel erinnern, die es mit Licht zu tun haben.
Schon vor dem ersten Weihnachtsfest hat der Prophet Jesaja hoffnungsvolle Worte formuliert: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“
Und Jesus sagte einmal von sich:
‚Wer an mich glaubt, der wird nicht wandeln in der Finsternis. Ich bin das Licht der Welt!‘‘

Freitag, 25.November 2022

‚Selig sind, die Frieden stiften!‘
Das hat Jesus gesagt. Natürlich denke ich beim Thema Frieden im Moment zuallererst an die Ukraine und an Russland. Ach, gäbe es da doch endlich Menschen, die dort Frieden stiften könnten!
Als mir jemand in einer Kirche eine Postkarte mit einem Gebet in die Hand drückt, da kommt mir das Thema Friedenstiften ganz nah.
„Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens.“ So lautet die erste Zeile des Gebetes, das dem heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wird.

Ich lese das Gebet und mir wird klar, dass Frieden immer auch mit mir zu tun hat.
Und dass er von mir ausgeht.

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist.

Das hat Franz von Assisi wohl für sich verstanden:
Frieden, gelingendes Miteinander entsteht, wenn man selbst den ersten Schritt macht.
Ich liebe.  Ich verzeihe. Ich verbinde.

Im Ganzen lautet das Gebet so:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

‚Selig sind, die Frieden stiften!‘
Den Satz von Jesus kann man auch anders ins Deutsche übersetzen.

Glücklich sind diejenigen, die Frieden stiften.

 

Donnerstag, 24.November 2022, trauriges Datum!

Heute ist wieder der 24.. Der furchtbare Krieg in der Ukraine dauert nun schon neun Monate. Die Folgen dieser schlimmen Monate müssen zuallererst die Menschen in der Ukraine und in Russland tragen. Tod, Schmerzen, unendliches persönliches Leid.

Ganz anders betrifft mich der Krieg. Die Kriegsfolgen, die ich spüre, die drücken zum einen auf meinen Geldbeutel. Aber vielmehr noch: Sie drücken auf meine Seele.
Täglich sehe, lese oder höre ich Nachrichten, die es mit Krieg, Waffen und Sanktionen zu tun haben. Wie soll ich damit umgehen?

Ich spreche mit Bekannten, Freundinnen und Freunden darüber. Manchmal mache ich mir auch Luft und äußere dabei mein Unverständnis oder meine Wut über alle Kriegstreiber.

Als Christ nutze ich auch noch einen weiteren Gesprächspartner. Seit dem 24.Februar bete ich täglich zu Gott um Frieden. Ich bete zum Beispiel für diejenigen, die auf diplomatischem Weg ihr Bestes tun, um Frieden zu schaffen.
Manchmal komme ich mir dabei auch komisch vor. Als ob ich Gott daran erinnere, dass sich seine Botschaft doch hauptsächlich um Liebe und Frieden dreht! Wie kann er es da zulassen, dass sich nichts tut? Dass der Frieden ferner scheint als vor ein paar Monaten?
Leider beantwortet Gott mir meine offenen Fragen nicht.
Und doch merke ich, dass es gut für mich ist, mich mit meinen Bitten und Fragen an Gott zu wenden. Auch Beterinnen und Beter, die mir in der Bibel begegnen, bekommen nicht auf alle ihre Fragen antworten. Sie halten aber fest an einem Gott, der Liebe und Frieden für alle Menschen möchte. Ganz gleich, auf welcher Seite sie stehen.

Heute in einem Monat wird wieder der 24. sein. Der 24.Dezember. Heiligabend.
Dann wird die Weihnachtsbotschaft wieder an vielen Orten zu hören sein.
„Friede auf Erden!“
Dieser Friede soll allen gelten.
Ich hoffe und bete weiter.

Mittwoch, 23.November 2022

Immer an einem Mittwoch – und das regelmäßig einmal im Monat – fahre ich mittags in die Hamburger Hafencity. An den Landungsbrücken und der Elbphilharmonie fahre ich vorbei. Mein Ziel liegt etwas weiter östlich in einer der Straßen mit den hohen Wohn- und Bürogebäuden.

Auf den ersten Blick ist es ein ganz normales Haus, in das ich eintrete. Blickt man an der Fassade des Hauses hoch Richtung Himmel, entdeckt man ganz oben eine Kirchenglocke. Eine Kirche mitten in der Hafencity? Nein, eine normale Kirche ist das nicht. Vor vielen Jahren haben sich mehr als 20 unterschiedliche christliche Kirchen zusammengetan. Sie haben das ‚Ökumenische Forum Hafencity‘ gegründet.  Seit mehr als 10 Jahren klingt mehrfach wöchentlich die Kirchenglocke durch die Straßenschlucht und lädt zur Andacht ein.
Man braucht keine Schwellenangst zu überwinden, um in die wunderschöne und schlicht gehaltene Kapelle des Hauses einzutreten. Ein paar Schritte direkt vom Bürgersteig und man steht mitten im Andachtsraum.
In diesem Andachtsraum komme ich regelmäßig mitten im Trubel der Großstadt und auch in der Hektik meines Alltags zur Ruhe.
Zum Nachdenken über Wesentliches. Und zum Beten.

Das Motto des Ökumenischen Forums lautet ‚Mittendrin, um Leben zu teilen‘.
Ja, so muss Kirche sein. Mittendrin und ganz normal. Einfach zu erreichen und eben alltagsbezogen.
In den Stockwerken über der Kapelle gibt es auch eine christliche Hausgemeinschaft. In einem Dutzend Wohnungen leben etwa 50 Personen. Gemeinsam leben sie ihren Glauben und engagieren sich auch im Stadtteil. Sie sind in ihrem Alltag wirklich ‚Mittendrin, um Leben zu teilen‘.

Inspiriert von den regelmäßigen Erlebnissen in der Hafencity suche ich mir immer öfter mitten in meinem Alltag Ruhepunkte.
Zum Nachdenken über Wesentliches. Und zum Beten.

 

 

Dienstag, 22.11. 2022: Sea Watch

Über eine Fläche von etwa 10 Metern steht es mit großen Buchstaben an die eine Seite des Schiffes geschrieben: ‚Rescue Zone‘. ‚Rettungszone‘.
‚Das ist also die Seite des Schiffes, die zu kleinen Schlauchbooten auf dem Mittelmeer beidreht.‘, denke ich. Kann ein Schlauchboot anlegen, dann werden über diese ‚Rettungszone‘ Geflüchtete an Bord des Schiffes gelangen und vor dem Ertrinken bewahrt.
Bis Anfang November waren es in diesem Jahr 1912 Menschen, die bei dem Versuch, über das Mittelmeer aus ihrem Heimatland zu fliehen, ums Leben kamen.

Ich bin zu Besuch bei der ‚Sea Watch 5‘, die im Hamburger Hafen an der Überseebrücke angelegt hat. Es ist das neue Schiff einer zivilen Rettungsflotte, die ständig im Mittelmeer unterwegs ist, um Menschenleben zu retten.

Ich sehe die ‚Rettungszone‘, von der ich schon so manches gelesen hatte, mit eigenen Augen und plötzlich kommt mir das Thema Seenotrettung Geflüchteter ganz nah.
Vor drei Jahren wurde der Verein ‚United for rescue – gemeinsam retten‘ gegründet.
Ein schlichter Satz war der Anfang dieses Vereins. Beim Anschlussgottesdienst eines Kirchentages sagte die Pastorin in ihrer Predigt einfach diesen einfachen Satz: ‚Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.‘
Dieser Satz hatte große Auswirkungen. ‚United for rescue – gemeinsam retten‘ ist seither mit 170 Kirchen, Organisationen und Firmen aktiv, um Menschenleben zu retten.
Ja, politisch gibt es zu diesem Thema auch viel zu sagen.

Die Liebe sagt ‚Man lässt keinen Menschen ertrinken. Punkt.‘ Und die Liebe handelt.

 

Montag, 21.November 2022: Rituale

Manche Rituale entwickeln sich einfach. Sie werden zu schönen Gewohnheiten:
Auch in dieser Woche wird er wieder von Montag bis Freitag irgendwann zwischen sieben und halb neun an meiner Tür klopfen. Der junge Mann, der direkt über meinem Büro wohnt. Und er wird wieder rufen: ‚Kaffee?‘. Er weiß, ich habe eine gute Kaffeemaschine und freue mich über seinen kurzen Besuch.

Wenn er klopft und ruft, dann ist das für mich immer die erste Unterbrechung bei der Arbeit. Manchmal muss er einen Moment auf seinen Kaffee warten, weil ich am Schreibtisch noch irgend etwas zu Ende bringen muss, aber spätestens nach ein paar Minuten steht er mit seinem ersten Kaffee in der Hand in meinem Büro, während ich mit meinem zweiten Kaffee des Tages hinter meinem Schreibtisch sitze.
Und dann machen wir Smalltalk am Morgen. Der gemeinsame morgendliche Kaffee ist zu einem Ritual geworden, das wir genießen.

Das Wort ‚Ritual‘ ist zuerst erstmal ein religiöses Wort. Mit Kaffeetrinken hat es allerdings wenig zu tun. Ursprünglich steht es für die geordnete Abfolge bestimmter religiöser Handlungen und Worte in einer gottesdienstlichen Feier. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen gehört für mich auch zu einer schönen Gewohnheit.
Zu einem liebgewordenen Ritual. Gestern zum Beispiel. Da hat mich der Gottesdienst geradezu aus meinem Alltag entführt. Da bin ich auf ganz andere Gedanken gekommen.

Gestern war Totensonntag oder besser: Ewigkeitssonntag. Ich habe mir Gedanken über mein Leben gemacht. Und wie es wohl nach dem Tod weitergehen wird. Die Bibel hat dafür wunderschöne Bilder.
Die Gedanken und Bilder des Sonntags gehen mit mir in die Woche, die vor mir liegt.

Bis kommenden Sonntag, dem 1.Advent, dauert es noch ein paar Tage. Jetzt ist erstmal wieder Montag. Gleich wird es wieder klopfen. Und dann gibt es Kaffee!